ALLGEMEINE MUSIKALISCHE ZEITUNG, LEIPZIG
REZENSIONEN UND ANKÜNDIGUNGEN
BEETHOVEN'SCHER WERKE
BERICHTE UND KOMMENTARE ZU BEETHOVEN ALS VIRTUOSE UND KOMPONIST
TEIL 1/1 (1798 - 1804)





Beethoven um 1801



No. 23 - 6. März 1799

XII Variation sur le Theme: Ein Mädchen oder Weibchen, pour le Pianoforte, avec un Violoncelle oblige, compose par L. van Beethoven. No. 6 a Vienne chez F. Traeg. (Prix 12 Gr.)

VIII Variations sur le Theme: Mich brennt' ein heißes Fieber, pour le Pianoforte, compose par L. van Beethoven. No. 7. a Vienna chez F. Traeg. (Prix 11 Gr.)

Daß Herr van Beethoven ein sehr fertiger Klavierspieler ist, ist bekannt, und wenn es nicht bekannt wre, könnte man es aus diesen Vernderungen vermuthen. Ob er aber ein eben so glücklicher Tonsetzer sey, ist eine Frage, die, nach vorliegenden Proben zu urtheilen, schwerer bejahet werden dürfte. Rec. will damit nicht sagen, daß ihm nicht einige dieser Veränderungen gefallen haben sollten, und er gesteht es gern, daß sie, über das Thema: Mich brennt' ein heißes Fieber Hrn. B. besser gerathen sind, als M o z a r t e n, der dasselbe Thema in seiner frühern Jugend gelichfalls bearbeitet hat. Aber weniger glücklich ist Herr B. in den Veränderungen über das erste Thema, wo er sich z.B. in der Modulation Rückungen und Härten erlaubt, die nichts weniger als schön sind. Man sehe besonders Var. XII, wo er in gebrochnen Accorden von F dur also nach D dur moduliert:

(Hier ist ein Notenbeispiel eingefügt.)

und wo er dann auf einmal, nachdem das Thema in dieser Tonart gehört worden ist, wieder ins F. auf diese Weise zurück fällt:

(Hier ist ein weiteres Notenbeispiel eingefügt.)

Ich mag dergleichen Uebergänge ansehen und anhören, wie ich will, sie sind und bleiben platt, und sind und bleiben es nur desto mehr, je prätensionirter und ankündigender sie seyn sollen. Ueberhaupt -- was ich jedoch dem Verfasser der obigen Stcke nicht allein und nicht zunächst gesagt haben will -- werden jetzt eine so ungeheute Menge Variationen fabriciert und leider auch gedruckt, ohne daß wirklich gar viele Verfasser derselben zu wissen scheinen, was es mit dem guten Variieren eigentlich für eine Bewandtnis hat. Darf ich ihnen einen Rath geben, so gut sichs ganz in der Kürze thun läßt? Wohlan, wer Geist und Geschick hat überhaupt etwas gutes Musikalisches zu schreiben -- denn ohne diese Eigenschaften bleibt man ein tönend Erz und eine klingende Schelle -- der lerne i) von Jos. H a y d n sich sein Thema wählen. Die Themata dieses Meisters sind vornehmlich a) einfach und leicht faßlich, b) schön rhythmisch, c) nicht gemein, und einer weitern Ausbildung in Melodie und Harmonie fhig. Will man a) Anweisung haben, wie ein so gut gewähltes Thema zu bearbeiten ist (so weit nehmlich überhaupt zu so Etwas Anweisung gegeben werden kann): so studiere man vornehmlich ein Werkchen, das, so viel ich weiß, wenig, und ganz gewiß nicht nach Verdienst bekannt worden ist -- Voglers Beurtheilung der F o r k e l s c h e n Variationen über das englische Volkslied God save the King, Frankfurt b. Varrentrappu Wenner. Man halte diese Schrift nicht etwa für eine bloße gewöhnliche Recension; ihr eben so genialischer als gelehrter Verfasser zeigt darin nicht nur, was an jenen Variationen zu tadeln, nicht nur, wie es besser zu machen, sondern überall auch, warum es zu tdeln, warum es besser zu machen, und warum es gerade so und nicht anders besser zu machen ist. ---  M. . . .

 

May 1799

Die berühmtesten Klavierspielerinnen und Klavierspieler Wiens

" . . .  Nachdem wir den Damen, wie sichs gebührt, den Vortritt gelassen haben, lassen Sie uns auf die Herren kommen.  Unter diesen machen  B e e t h o v e n  und  W ö l  f l  das meiste Aufsehen.  Die Meunungen, über den Vorzug des Einen vor dem Andern, sind hier getheilt: doch scheint es, als ob sich die größere Parthey auf die Seite des letztern neigte.  Ich will mich bemühen, Ihnen das Eigene Beyder anzugeben, ohne an jenem Vorrangsstreite Theil zu nehmen.  B e e t h o v e n s   Spiel ist äußerst brillant, doch weniger delikat, und schlägt zuweilen in das Undeutliche über.  Er zeigt sich am allervortheilhaftesten in der freyen Phantasie.  Und hier ist es wirklich ganz außerordentlich, mit welcher Leichtigkeit und zugleich Festigkeit in der Ideenfolge B. auf der Stelle jedes im gegebene Thema, nicht etwa nur in den Figuren variirt (womit mancher Virtuos Glück und -- Wind macht) sondern wirklich  a u s f ü h r t .  Seit  M o z a r t s   Tode, der mir hier noch immer das non plus ultra bleibt, habe ich diese Art Genusses nirgends in dem Maaße gefunden, in welchem sie mir bey B. zu Theil ward.  Hierin stehet ihm Wölfl nach.  Aber Vorzüge vor ihm hat Wölfl darin, daß er, bey gründlicher musikalischer Gelehrsamkeit und wahrer Würde in der Komposition, Sätze, welche geradehin unmöglich zu exekutiren scheinen, mit einer Leichtigkeit, Präcision und Deutlichkeit vorträgt, die in Erstaunen versetzt: (freylich kommt ihm dabey die große Struktur seiner Hände sehr zu statten) und daß sein Vortrag überall so zweckmäßig und besonders auch im Adagio so gefällig und einschmeichelnd, gleichfern von Kahlheit und Ueberfüllung -- ist, daß man nicht blos bewundern, sondern auch genießen kann.  Er ist jetzt, wie ihnen bekannt seyn wird, auf Reisen.  Daß  W ö l f l   durch sein anspruchsloses, gefälliges Betragen über  B e e t h o v e n s  etwas hohen Ton noch ein besonderes Übergewicht erhält -- ist sehr natürlich.  . . . "

 

No. 34 - 22. May 1799

Grand Trio pour le Pianoforte, avec une Clarinette ou Violon et Violoncelle, comp. et dedie a M. la Comtesse de Thunn, par L. van Beethoven. Oueuv. XI. a Vienne chez Mollo et Comp. (2 Fl.)

Dieses Trio, das Stellenweise eben nicht leicht, aber doch fließender als manche andere Sachen vom Verf., ist, macht auf dem Fortepiano mit der Klavierbegleitung, ein recht gutes Ensemble. Derselbe würde uns, bey seiner nicht gewöhnlichen harmonischen Kenntnis und Liebe zum ernstern Satze, viel Gutes liefern, das unsere faden Leyersachen von öfters berühmten Männern weit hinter sich zurück liee, wenn er immer mehr n a t ü r l i c h, als gemacht schreiben wollte.

No. 36 - 5. Juny 1799

The Sonate per il Clav. o Fortepiano con un Violino, comp. e dedicate al Sig. Antonio Salieri, dal S. Luigi van Beethoven. Op. 12. (3 Fl. 30 Xr.)

Rec., der bisher die Klaviersachen des Verfassers nicht kannte, muß, nachdem er sich mit vieler Mhe durch diese ganz eigene, mit seltsamen Schwierigkeiten überladene Sonaten durchgearbeitet hat, gestehen, daß ihm bey dem wirklich fleißigen und angestrengten Spiele derselnben zu Muthe war, die einem Menschen, der mit einem genialischen fReunde durch einen anlockenden Wald zu lustwandeln gedachte und durch feindliche Verhaue alle Augenblicke aufgehalten, endlich ermdet und erschöpft ohne Freude herauskam Es ist unleugbar, Herr van Beethoven geht einen eigenen Gang; aber was ist das für ein bisarrer mühseliger Gan! Gelehrt, gelehrt und immerfort gelehrt und keine Natur, kein Gesang! Ja, wenn man es genau nimmt, so ist auch nur gelehrte Masse da, ohne gute Methode; eine Sträugibkeit, für die man wenig Interesse fühlt; ein Suchen nach seltner Modulation, ein Ekelthun gegen gewöhnliche Verbindung, ein Anhäufen von Schwierigkeit auf Schwierigkeit, daß man alle Geduld und Freude dabey verliert. Schon hat ein anderer Rec. (M.Z. No. 23) beynahe dasselbe gesagt, und Rec. muß ihm vollkommen beystimmen. -- Unterdeß soll diese Arbeit darum nicht weggeworfen werden. Sie hat ihren Werth und kann insonderheit als eine Schule fr bereits geübte Klavierspieler von großem Nutzen seyn. Es giebt immer manche, die das Ueberschwere in der Erfindung und Zusammensetzung, das, was man Widerhaarig nennen konnte, lieben, und wenn sie diese Sonaten mit aller Präcision spielen, so können sie, neben dem angenehmen Selbstgefühl, immer auch Vergnügen an der Sache selbst empfinden. -- Wenn Herr v. B. sich nur mehr selbst verleugnen, und dan Gang der Natur einschlagen wollte, so könnte er bey seinem Talente und Fleiße uns sicher recht viel Gutes für sein Instrument liefern, dessen er so außerordentlich mchtig zu seyn scheint.

No. 38 - 19. Juny 1799

X Variations pour le Clavecin sur le Duo: la stessa, la stessima, par L. van Beethoven. No. 8 a Vienne, chez Artaria. (1 Fl.)

Mit diesen kann man nun gar nicht zufrieden seyn. Wie sind sie steif und gesucht und welche unangenehme Stellen darin, wo harte Tiraden in fortlaufenden halben Tönen gegen den Baß ein häßliches Verhältniß machen, und umgekehrt. Nein, es ist wahr, Hr. v. B. mag phantasieren können, aber gut zu variiren versteht er nicht.

No. 2 - 9. October 1799

Trois Sonates pour le Clavecin ou Pianoforte, comp. et dediee a Mad. la Comtesse de Browne nee de Vietinghoff par Louis van Beethoven. Oeuv. 10. a Vienne chez Jos. Eder. (3 Fl. 30 Xr.)

Es ist nicht zu leugnen, daß Hr. v. B. ein Mann von Genie ist, der Originalität hat und durchaus seinen eigenen Weg geht. Dazu sichert ihm seine nicht gewöhnliche Gründlichkeit in der höhern Schreibart und seine eigene außerordentliche Gewlat auf dem Instrumente, für das er schreibt, unstreitig den Rang under den besten Klavierkomponisten und Spielern unserer Zeit. Seine Fülle von Ideen, vor denen ein aufstrebendes Genie gewöhnlich sich nicht zu lassen weiß, sobald es einen der Darstellung fähigen Gegenstand erfaßt, veranlaßt ihn aber noch zu oft, Gedanken wild auf einander zu häufen und si mitunter vermittelst einer etwas bizarren Manier dergestalt zu gruppiren, daß dadurch nicht selten eine dunkle Künstlichkeit oder eine künstliche Dunkelheit hervorgebracht wird, die dem Effekt des Ganzen eher Nachteil als Vortheil bringt. Phantasie, wie sie B e e t h o v e n in nicht gemeinem Grade hat, zumal von so guter Kenntniß untersttzt, ist etwas sehr Schätzbares und eigentlich Unentbehrliches für einen Komponisten, der in sich die Weihe zu einem größern Künstler fhlt und der er verschmäht, flach und überpopulr zu schreiben, vielmehr etwas aufstellen will, das inneres krftiges Leben habe und auch den Kenner zur öfteren Wiederholung seines Werkes einlade. Allein in allen Künsten giebt es ein Ueberladen, das von zu vielem und häufigem Wirkungsdrange und Gelehrthun herrhrt, wie es eine Klarheit und Anmuth giebt, die bey aller Gründlichkeit und Mannigfaltigkeit der Komposition (dies Wort im allgemeinen Kunstsinne überhaupt genommen) gar wohl bestehen kann. Rec., der Hrn. v. B e e t h o v e n, nachdem er sich an seine Manier nach und nach mehr zu gewöhnen versucht hat, mehr zu schätzen anfängt als vorher, kann daher den Wunsch nicht unterdrücken -- und gegenwärtiges Werk, das viel klarer und also schöner ist, als macnhe andere seiner Sonaten und übrigen Klaviersachen es sind, ob ihnen gleich darum an Gründlichkeit nichts abgeht, macht diesen Wunsch in ihm noch lebhafter -- daß es diesem phantasiereichen Komponisten gefallen möge, sich durchweg bey seinen Arbeiten von einer gewissen Oekonomie leiten zu lassen, die allemal dankbarer als das Gegentheil ist. Es sind wohl wenige Künstler, denen man zurufen muß: spare deine Schätze und gehe haushälterisch damit um! denn nicht viele sind überreich an Ideen und sehr gewandt in Kombinationen derselben! Es ist also weniger direkter Tadel, was Hrn. v. B. hier treffen soll, als vielmehr ein wohlgemeynter Zuruf, der, wenn er auf der einen Seite allerdings tadelt, auf der andern immer etwas Ehrenvolles behält.

Diese zehnte Sammlung scheint denn also dem REc., wie gesagt, vielen Lobes werth. Gute Erfindung, ernster männlicher Styl (der, was die Grundlage des Gemths betrifft, aus dem er zu entquellen pflegt, mit dem Charakter des Phil. Em. Bachischen Etwas Ähnliches hat, das Eigenthümliche der Zeitmanier abgerechnet, die Bachs gehacktem Style sehr aus dem Wege geht), wohl und ordentlich mit einander verbundene Gedanken, in jeder Partie gut gehaltener Charakter, nicht bis zum Uebermäßigen hinauf getriebene Schwierigkeiten, eine unterhaltende Führung der Harmonie -- heben diese Sonaten vor vielen sehr heraus. Nur muß Hr. v. B. sich etwas vor der bisweilen zy freyen Schreibart, dem Eintreten unvorbereiteter Intervalle und der oftmaligen Härte der Durchgangsnoten (dergleichen z.B. Seite 3 und 43 vorkommen und die nur ein geschwindes Tempo erträglich machen kann) in Acht nehmen, auch wohl unterweilen weniger an Sätze der Orgel erinnern.

Dafür muß Rec. den Lesern einen hübschen Gedanken zum Besten geben, der ihm viel Freude gemacht hat. Nachdem im lezten ganz eigenen Rondo der Baß eine gebundene Stelle mit rauschenden Sechzehntheilen begleitet hat, bleibt diese in der Septime von A stehen. Der Baß ergreift den Nachhall des vorigen Satzes, canonisch

(Hier ist ein Notenbeispiel eingefügt.)

und nun führt sich folgende bedeutende Harmonie in syncopirter Bewegung in aller Kürze und Stille höchst erfreulich durch: (der Deutlichkeit wegen stehe der C Schlüssel hier)

(Hier ist ein weiteres Notenbeispiel eingefügt.)

worauf denn der Schluß in chromatisirenden Sechzehntheilläufen auf und ab und in anderen Figuren, während der Baß immer noch bey den vorigen kurzen Sätzen bleibt, womit das Rondo anhub, mit etwas herber Gewalt durchgetrieben wird.

No. 20 - 12. Februar 1800

Grande Sonate pour le Clav. ou F. P., comp. et dediee a son Altesse Monseign. le Prince de Lichnowsky, par Louis van Beethoven. Oeuv. 13. a Vienne chez Hofmeister. (1 Thl. 8 gr.)

Nicht mit Unrecht heißt diese wohlgeschriebene Sonate pathetisch, denn sie hat wirlich bestimmt leidenschaftlichen Charakter. Edle Schwermuth kündigt sich in dem effektvollen, wohl und fließend modulirten Grave aus C moll an, das den feurigen Allegrosatz, der viel stark Bewegung des ernsten Gemüths ausdrückt, bisweilen unterbricht. In dem Adagio aus As-dur, das aber nicht schleppend genommen werden muß, und sowohl schöne flieende Melodie als Modulation und gute Bewegung hat, wiegt das Gemüth sich ein in Ruhe und Trostgefühl, aus welchem es aber durch das Rondo in dem ersten Ton des Allego, in beyderley Sinne des Worts, wieder geweckt wird, so daß also das der Sonate zum Grunde gelegte Hauptgefühl durchgeführt wird, wodurch sie selbst Einheit und inneres Leben, also wirklich ästhetischen Werth erhält. So etwas von einer Sonate sagen zu können, vorausgesetzt, wie es hier der Fall ist, daß jedes übrige Erforderniß der musikalischen Kunst nicht unerfüllt gelassen ist, beweiset offenbar für ihre Schönheit. Das Einzige, was Recensent einem B e e t h o v e n, der wohl selber erfinden, und neu seyn kann, wenn er will, grade nicht als Tadel, nur als Wunsch mehrerer Vollkommenheit anrechnen möchte, wäre, daß das Thema vom Rondo zu viel von einer Reminiszenz an sich hat. Woher? kann Recensent selber nicht bestimmen, aber neu ist der Gedanke wenigstens nicht.

Dem Wiener musikalischen Publikum, das bekanntlich überhaupt viel Enthusiasmus fr die Musik ußert, und dieselbe mit ausgezeichneter Wärme unterstützt, muß es in der That ein angenehmes Bewußtseyn geben, so manchen vorzüglichen Künstler zu besitzen, zu welchen denn auch unstreitig Herr van Beethoven gehört, von dem wir hoffen wollen, daß er uns noch oft mit Produkten seines Genies und Fleißes beschenken werde.

No. 24 - 12. März 1800

VIII Variations sur le Cl. ou F.P. sur le Trio: Tändeln und scherzen; de l'opera Soliman, comp. et dediees a Mad. la Comtesse de Browne, nee de Vietinghoff, par Louis van Beethoven, Nr. 10, a Vienne chez Hoffmeister. (16 gr.)

Leicht und gefällig, ohne sonst eben Hervorstechendes zu haben. Nr. 8, als Allegro vivace, hat einen angenem imitirten Satz. Dies läßt sich von diesen Variationen sagen, und -- mehr nicht, wenn man unpartheyisch seyn will. Ein Komponist, wie B e e t h o v e n, hat zu großen Forderungen verwöhnt.

Julius 1800.

Kurze Nachrichten

"Der berühmte, und jetzt wahrscheinlich größeste Waldhornist in der Welt, Herr  P u n t o  (ein Böhme von Geburt, sein eigentlicher Name ist: Stich) hält sich jetzt in Wien auf.  Er gab vor kurzem eine musikal. Akademie, in welcher sich vor allem eine Sonate für Fortepiano und Waldhorn, komponiert von   B e e t h o v e n , und gespielt von diesem und Punto, so auszeichnete und so gefiel, daß, trotz der neuen Theaterordnung, welche das  D a   C a p o und laute Applaudiren im Hoftheater untersagt, die Virtuosen dennoch durch sehr lauten Beyfall beweogen wurden, sie, als sie am Ende war, wieder von vorn anzufangen und nochmals durchzuspielen. -- . . . "

August 1801

Kurze Nachrichten

Unter den neuen hier erscheinenden Werken zeichnen sich vortreffliche Arbeiten von  B e e t h o v e n   aus (bey Mollo).  Drey Quartetten geben einen vollgültigen Beweis für seine Kunst: doch müssen sie öfters und sehr gut gespielt werden, da sie sehr schwer auszuführen und keineswegs populair sind.

No. 35 - 26. May 1802

1) Sonate pour le Pianoforte avec un Violon compos. et ded. a Mons. le Comte Maurice de Fries Chambellan de S. M. I. et R. par Louis van Beethoven. Oeuvr. 23. a Vienne, chez Mollo et Comp. (Pr. 1 Guld. 50 Xr.)

2) Sonate pour le Pianoforte -- (wie oben). Oeuvr. 24.

Es macht viel Freude, wenn man eine Menge n e u g e d r u c k t e r Klaviersachen durchgegangen ist und bey den meisten immer und immer wieder dasselbe, höchsten zuweilen mit einem flüchtigen, neuen Einfall ein wenig gewürzt, gefunden hat, und nun endlich auch auf etwas N e u e r f u n d e n e s, wie diese zwey Sonaten von B. sind, kömmt. Rec. zählt sie unter die besten, die B. geschrieben hat, und das heisst ja wirklich, unter die besten, die gerade jetzt überhaupt geschrieben werden. Der originelle, feurige und kühne Geist dieses Komponisten, der schon in seinen frühern Werken dem Aufmerksamern nicht entgehen konnte, der aber wahrscheinlich darum nicht überall die freundlichste Aufnahme fand, weil er zuweilen selbst unfreundlich, wild, dster und trübe daherstürmte, wird sich jetzt immer mehr klar, fängt immer mehr an, alles Uebermass zu verschmähen, und tritt, ohne von seinem Charakter zu verlieren, immer wohlgefälliger hervor. Und gewiss, je strenger gegen sich selbst ein Künstler, wie B., auf diesem Wege der eigenen Bildung fortgehet, je weniger er nur zu imponiren und sich selbst zu verherrlichen strebt, je sicherer wird er für das Wohlgefallen der Bessern und zugleich für seinen festehenden Ruhm arbeiten. Diese beyden Sonaten zeichnen sich unter den andern, die dem Rec. von diesem Komponisten bekannt sind, ausser strenger Ordnung, Klarheit und sich selbst gleich und treu bleibender Ausführung, noch durch die heitern, aber keineswegs flachen Scherzo's aus, die, sehr zweckmäßig, in der Mitte angebracht sind. Endlich so sind beyde, und ist besonders die erste (Oeuvr. 23 A moll) auch bey weitem nicht so schwer auszuführen, und also einem grössern Publikum zu empfehlen, als manche frühere Arbeiten Beethovens. Nur mit Charakter und Genauigkeit wollen sie vorgetragen, nicht flüchtig durchlaufen seyn.




Fürst Karl v. Lichnowsky



Fürstin Liechtenstein



Giulietta Guicciardi

No. 40 - 30. Junius 1802

1) Grande Sonate pour le Clavecin ou Fortepiano, composee et dediee a son Altesse Monseigneur le Prince Charles de Lichnowsky par Louis van Beethoven. Oeuvre 26. A Vienne, chez Jean Cappi sur la place St. Michel, No. 5. (Pr. 1 Pl. 40 Xr.)

2) Sonata quasi una Fantasia per il Clavicembalo o Pianoforte, composta a dedicata a sua Altezza la Signore Principessa Giovanna Lichtenstein, nata Langravia Fürstenberg, da Luigi van Beethoven. Opera 27. No. 1. In Vienna presso Giov. Cappi etc. (Pr. 1 Fl. 50 Xr.)

3) Sonata quasi una Fantasia per il Clavicembalo o Pianoforte composta e dedicata alla Damigella Contessa Giulietta Guicciardi, da Luigi van Beethoven. Opera 27. No. 2. In Vienna presso Giov. Cappi etc. (Pr. 1 Fl. 50 Xr.)

Das sind die drey Kompositionen fr das Pianoforte, womit Herr v. B. vor kurzem die auserlesenen Sammlungen gebildeter Musiker und geübter Klavierspieler bereichert hat. Bereichert -- denn sie sind wahre Bereicherung, und gehören unter die wenigen Produkte des jetigen Jahres, die schwerlich jemals veralten werden, und von denen besonders No. 3 gewiss nie veralten kann. Rec. mag nicht wiederholen, was bey anderer Gelegenheit zum Ruhme der neuern B.ischen Kompositionen in diesen Blttern von Andern gesagt worden ist, was auf vorliegende vollkommen angewendet werden kann, und was der Klasse Musikfreunde, für welche B. schreibt, und die ihm zu folgen und ihn zu geniessen im Stande sin, bekannt ist; weniger Gebildeten, oder auch denen, die an Musik nichts, als ein leichtes Amüsement haben wollen, würden auch diese Werke vergebens angepriesen werden. Es bleibt Rec. also nichts übrig, als einige kurze Bemerkungen herzusetzen. No. 1 möchte doch wohl stellenweise allzukünstlich gearbetet seyn. Das soll aber keineswegs von dem wahrhaft grossen, düstern und prachtvollen Harmonie-Stücke gesagt seyn, das der Verfasser, um den Spieler gleich auf den rechten Standpunkt zu heben, überschreibt: Marcia funebre sulla morte d'un Eroe: denn hier gehört alles Schwierige und Kunstreiche zum Ausdruck unf folglich zur Hauptsache. Wer sich hier, so wie in verschiednen Stellen der No. 2. und wie in No. 3. fast ganz, über Schwierigkeiten der Ideen oder auch der Ausführung beklagt, der gleicht den Popularphilosophen, die jede tiefgreifende Abhandlung in der Sprache einer artigen Konversation beym Thee vorgetragen haben wollen. In No. 2 aben dem Rec. ganz vorzüglich die ersten drey Sätze, bis S. 3., gefallen; das kurze Presto am Ende des Ganzen hat auf ihn aber keinen guten, und ohngefähr denselben Effekt gemacht, wie der gewöhnliche rauschende Schluss bey in das Grosse gearbeiteten italienischen Opernarien. Aber von No. 3 lässt sich schlechterdings nichts besonders ausheben. Diese Phantasie ist von Anfang bis zu Ende Ein gediegenes Ganze, mit Einemmal aus dem ganzen, tiefen und innig aufgeregten Gemüth entsprungen, und nun gleichsam aus einem Marmorblock gehauen. Es ist wohl nicht möglich, dass irgend ein Mensch, dem die Natur nicht die innere Musik versagt hat, nicht sollte durch das erste Adagio (dem der Verf. recht gut beygeschrieben hat: Si deve suonare tutto questo pezzo delicatissimamente e senza sordino) ergriffen und allmählig immer höher geleitet, und dann durch das Presto agitato so innig bewegt und so hoch gehoben werden, als er durch freye Klaviermusik nur zu heben ist. Mit vollkommenem Grund sind diese beyden Hauptsätze in dem schauerlichen Cis moll geschrieben; überall hat auch der Verf., so weit so Etwas mit konventionellen Zeichen ausgesagt werden kann, den Vortrag, und auch die Handhabung des Eigenen und Vorzüglichen des Pianoforte hinzugesetzt -- welche letztere B., nach den Bezeichnungen, und noch sichtbarter, nach der ganzen Anlage und Hinstellung seiner Ideen, verstehet, wie kaum irgend ein anderer Komponist für d i e s Instrument, und wie Ph. Em. Bach das eigentliche K l a v i e r zu handhaben verstand. Ein recht seht gutes Instrument muss man aber besitzen, wenn man sich selbst beym Vortrage mancher seiner Sätze -- z.B. des ganzen ersten Satzes von No. 3., einigermassen genügen will. -- Dass der Rec. über Schwierigkeiten der Ausführung, wenn sie zur Darstellung einer bedeutenden Idee nothwendig sind, nicht beklage, hat er schon erwähnt -- und man muss Hrn. v. B. zugestehen, dass die schwer auszuführenden Figuren seiner Kompositionen, und vornehmlich auch der gegenwärtigen, von d i e s e r Art, und nicht, wie zuweilen Clementi's, ohne Würkung sind; aber Sätze, die sich durchaus nur durch eine ausserordentlich grosse Hand gehörig ausfhren lassen, sollte doch wohl Hr. v. B. den Liebhabern seiner Kompositionen nicht zu oft zumuthen. Studium, Fleiss und Mühe kann der Komponist, der dafür zu entschädigen weis, mit Recht fordern; aber wer kann, wie dort geschrieben stehet, seiner Länge eine Elle zusetzen, ob er gleich darum sorget? -- In No. 3. S. 15. Z. 1, Takt 1. ist ein Stichfehler, der stören kann: die 3 Viertelnoten der Oberstimme müssen nicht e, sondern gis heissen; so wie S. 6. Z. 5. T. 5. die erste Note des Diskants dis statt fis seyn, und S. 8. Z. 2. T. 2. das doppelte Kreutz vor dis im bass weggestrichen werden soll.

November 1802.

Recension

Musikalisches Taschenbuch auf das Jahr 1803, herausgegeben von Julius Werden und Adolph Werden, mit Musik von vilhelm Schneider, Penig, bey F. Dienemann und Comp. (Preis 1 Thal. 16 Groschen).

" . . .  Von Sinfonien, Quartetten, Sonaten u. dgl. überhaupt wird sehr gut gehandelt, und besonders Mozarts, Haydns und Beethovens Verdienst nach Würden bestimmt. . . . "

No. 11 -- 8. December 1802.

--- --- par Louis van Beethoven.  Oeuvr. XXVIII. a Vienne, au Bureau d'Arts et d'Industrie. (Pr. 1 Fl. 45 Xr.)

Beethoven bleibt seinem Charakter und seiner Manier (wenn man anders eine gewisse bestimmte Weise, seine Ideen darzusellen, also nennen kann) getreu; und wirklich kann auch ein Künstler, wie B., nichts bessers thun, als sich selbst getrau bleiben.  Deser Charakter und diese Manier sind aber in diesen Blättern schon so genau angegeben und der Komponist hat schond urch die ganze musial. Welt sein ehrenwerthes PUblikum, so dass dem Anzeiger neuer Werke von ihm wenig übrig bleibt, als zu sagen, sie sind da.  Und es stünde sehr gut, wenn man von recht vieler Künstler Werken nichts weiter zu sagen hätte, diejenigen abgerechnet, denen man erst ein Publikum bilden oder sondern müsste.  Denn was kömmt denn am Ende dabey heraus, wenn man an Kunstwerken, das Wort in seiner wahren, höhern Bedeutung genommen -- Einzelnes lobt oder tadelt?  Oder ist denn denjenigen Produkten jener Ehrenname mit Recht beyzulegen, welche vieles Einzelne -- auch zu loben, stoff darbieten?  In der Kunst machen Einzelheiten so wenig das Ganze, wie es seyn soll, als aufgehäufte Steine einen Felsen machen.  Siekönnen sehr angenehm seyn und ein interessantes Produkt ausmachen: aber ein vollendetes Werk nie, das durch den Sinn des Ganzen bestehen, und Sinn für das Ganze bey denen finden muss, die es geniessen sollen. 

No. 1 ist mit durchgehends obligatem Violoncell begleitet, was auf dem langen Titel am wenigsten umbemerkt hätte bleiben sollen; und wer diese Violoncellstimme vortragen will, muss seines Instruments sehr mächtig seyn.  Die Variationen gehören übrigens nicht under die vorzüglichsten, die wir diesem Meister verdanken.

No. 2 ist wirklich gross, und, besonders der erste und dritte Satz, (die Sonate hat deren vier,) bis zum Seltsamen und Abenteuerlichen eigen.

März 1803.

" . . . Beethoven und Abt Vogler komponiren jeder eine Oper für das Theater an der Wien.  Im Theater wird in der Charwoche eine Kantate von Beethoven zu seinem Benefix gegeben.  Ueber alles dies nächstens. . . . "

April 1803.

" . . . Wien, den 6ten April.  Musikalisch neues giebt es (ausser einem Oratorio von Paer, das nicht sehr gefallen hat) nur das Oratorium von Beethoven, Christus am Oelberg, welches gestern aufgeführt wurde, und ausserordentlichen Beyfall erhielt.  Es bestätigte mein schon lange gefasstes Urtheill, dass Beethoven mit der Zeit eben die Revolution in der Musik bewürken kann, wie Mozart.  Mit grossen Schritten eilt er zum Ziele."

No. 33 -- 11. May 1803.

VI Variations pour le Pianof., compos. et ded. a Mad. la Princesse Odeschalchi, nee Comt. de Keglevics, p. L. van Beethoven.  Chez Breitkopf et Härtel a Leipsicl. Oeuvr. 34. (Pr. 12 Gr.)

Es erregt schon ein günstiges Vorurtheil für diese Var., dass der berühmte Komponist, der sonst die kleinen Piecen dieser Gattung nicht unter die Nummern seiner Werke aufnimmt, dies bey gegenwärtiger gethan hat.  Und dies Vorurtheil wird vollkommen gerechtfertigt.  Die Var. sind sehr schön, und in einer eignen, auch von den frührern Variationen  d i e s e s  Verf. verschiedenen Weise behandelt.  Ein vortreffliches Thema, und dann, was einem an Erfindung reichen Geiste über die Hauptideen desselben, als er sich frey gehen liess, zu sagen kam --: das enthalten diese Var.  Vom letztern wird man sich schon einen Begriff machen können, wenn nur die Inhaltsanzeige hergesetzt wird:  Thema: sanft, aber bdeutend, F dur, Adagio cantabile, 2/4 Takt; Var. 1., ganz frey auslaufend und graziös, D dur, derselbe Takt, dasselbe Tempo; Var. 2, B dur, ernsthaft, Allegro ma non troppo, 6/8 Takt; Var. 3., heiter, G dur, Allegretto, C Takt; Var. 4., Es dur, freundlich, Tempo di Minuetto, 2/4 Takt; Var. 5., C moll, würdig und kräftig, Marcia, 2/4 Takt; Uebergang zur Rückkehr in F dur, Var. 6, F dur, Allegretto, 6/8 Takt, heiter, zum Theil tändelnd; ausgeführter Schluss in freyem Adagio molto.  Alles greift so in einander, und macht ein schönes, gerundetes Ganze.  Die Var. sind nicht allzuschwer auszuführen; man lasse sich nur durch die vielgeschwänzten Noten nicht abschrecken, und die, auch in diesen Blättern beklagten überweiten Griffe, findet man hier nicht.  Im deutlich und gut ins Auge fallendem Stich müssen S. 4 Z. 1. die letzten 16 Zwyundreyssigtheile Vierundsechsigtheile seyn.

May 1803.

"Hr. Nägeli in Zürich zeigt in seinen Unternehmungen zugleich den streng-rechtlichen Mann, den warmen Kunstfreund, und den klugen Kaufmann -- ein nicht allzugewöhnlicher Verein. ...  Ausser Celementi selbst, werden Männer, wie Cramer, Dussek, Beethove, Vogler, Haak, Assioli, Steibelt, Weyse, Reicha, etc. das Unternehmen mit   n e u e n   Kompositionen bereichern. ... "

November 1803.

Trois Sonates pour le Pianoforte avec l'accopagnement d'un Violon, comp. et ded. a S. M. Alexandre l'Empereur de toutes les Russies p. Louis van Beethoven. Oeuv. XXX. No. 1. A Vienne, au Bureau d'(es) Arts et d'Industries. (Pr. 1 Thrl. 4 Gr.)

Wenn Männern von Geist, von denen man gewohnt ist immer etwas Witziges zu hören, einmal etwas Alltägliches entwischt, so ist man leichtlich geneigt zu glauben, man habe sie nicht ganz verstanden, es m ü s s e irgendwo noch in ihren Worten eine fein verborgene Pointe liegen. So ohngefhr ging es Rec. mit dieser Sonate. Denn ob er gleich den Komponisten so vieles Originellen, Trefflichen nur selben in ihr wiederfand, so misstrauete er doch lange seinem Urtheile, bis nach mehrmaligem Durchspielen derselben endlich seine Erwartung dennoch unbegriedigt blieb. Keineswegs folgt nun daraus, dass diese Sonate alltäglich sey. So etwas kann wohl aus Nr. v. B. Feder nicht fliessen. Aber dass sie seiner nicht ganz werth ist, getraut Rec. sich zu behaupten und beruft sich deshalb auf Hrn. v. B. eignes Gefühl. So hat der erste Satz nicht den schönen Fluss von Gedanken, den man so vorzüglich in seinen spätern Arbeiten antrifft. Es fehlt ihm daher ganz natürlich ein bestimmter Charakter, wodurch sich doch sonst eben alle Bsche Werke so äusserst vortheilhaft auszeichnen. Der dritte Satz, ein Allegretto, mit Variationen, ist auch nicht ganz gelungen. Wenigstens müsste es Hrn. v. B. leicht geworden seyn, aus dem Thema noch manches Gehaltvollere zu schaffen. Die 5te Var. beweist dies hinreichend, obgleich sie durch ihren kontrapunktischen Ernst ein wenig zu s e h r mit ihren Schwestern kontrastirt. Am wenigsten ist Rec. mit der Herrn Beethovens unwürdigen, auf der letzten Seite 13 Takte hindurch dauernden Spielerey mit der kleinen oder verminderten Sptime und der übermässigen Sexte zufrieden. So etwas, meynte Rec., konnte Hrn. B. nur bey grosser Eilfertigkeit im Schreiben begegenen, oder höchstens in einer freyen Phantasie aus Gefälligkeit, bey nicht ganz glücklicher Laune. Sehr leid würde es Rec. thun, als aufrichtigem Verehrer von Hrn. B.s Arbeiten, deren weitüberwiegende Mehrzahl vortrefflich ist -- könnte er diesen Bemerkungen nicht noch die Versicherung hinzufügen, dass ohngeachtet der hier gerügten Mängel sich die Sonate doch immer noch vor einer, leider, grossen Menge neuer Klaviersonaten sehr vortheilhaft auszeichnet, und dass sie besonders um ihres z w e y t e n S a t z e s w i l l e n -- eines sehr schönen, im melancholischen Charakter fest durchgehaltenen Adagio, ganz den besten Beeschovenschen würdig, -- näher gekannt zu werden verdient. Sie ist überdiesauch bey weitem nicht so schwer auszuführen, als die meisten seiner Arbeiten.

Der Stich wäre gut, wenn die #, b, und (weiteres Zeichen) nicht so verschieden gestellt wren, und überhaupt durch ein schicklicheres Verhältnis zu ihren Notenköpfen besser in die Augen fielen.

INTELLIGENZ-BLATT zur Allgemeinen Musikalischen Zeitung

November.  No. III.  1803.

Warnung

"Herr Carl Zulehner, ein Nachstecher in Maynz, hat eine Ausgabe meiner sämmtichen Werke für das Pianoforte und Geigeninstrumente angekündigt.  Ich halte es für meine Pflicht, allen Musikfreunden hiermit öffentlich bekannt su machen, dass aich an dieser Ausgabe nicht den geringsten Antheil habe.  Ich hätte nie zu einer Sammlung meiner Werke, welche Unternehmung ich schon an sich voreilig finde, die Hand gebothen, ohne zuvor mit den Verlegern der Einzelnen Werke Rücksprache genommen, und für die Korrektheit, welche den Ausgaben verschiedener einzelner Werke mangelt, gesort zu haben.  Ueberdies muss ich bemerken, dass jene widerrechtlich unternommene Ausgabe meiner Werke nie vollständig werden kann, da in kurzem verschiedenen neue Werke in Paris erscheinen werden, welche Herr Zuhlehner, als französischer Unterthan, nicht nachstechen darf.  Ueber eine unter meiner eigenen Aufsicht, und nach vorhergegangener strenger Revision meiner Werke, zu unternehmende Sammlung derselben, werde ich mich bey einer andern Gelegenheit umständlich erklären.

                                                L u d w i g   v a n   B e e t h o v e n."

 

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