BEETHOVENS MITTLERE SCHAFFENSPERIODE
(1803 - 1815)



Die noch nicht sehr gründlich erforschten Wechselbeziehungen zwischen etwaigen "Naturgesetzen"-- die vielleicht oder vielleicht auch nicht mit im Spiel sind, wenn ein schöpferisch begabter Mensch angesichts einer Behinderung, die anscheinend seine Schaffenskraft lähmt,  um sein Überleben zu kämpfen hat--und seiner eigenen Charakterstärke bestimmten Beethovens sogenannte "beste Mannesjahre".  Auf der andere Seite fand seine emotionale Disposition in bezug auf seine Fähigkeit oder Unfähigkeit, auch im Privatleben Glück zu finden, ihren Ausdruck in den vielen sogenannten, wie Solomon sie bezeichnete, "romantic pretense"-Affären mit Frauen, die Beethoven anbetete, jedoch nicht "sein eigen' nennen konnte.




Beethoven um 1803

In diesem Privatbereich sahen die Jahre 1803 - 1804 seine scheinbare Gelassenheit über den Verlust jenes "lieben, zauberischen" Mädchens Giulietta Guicciardi (seines zweiten Briefs an Wegeler im Jahr 1801), der Kusine der von-Brunsvik-Schwestern (sie heiratete Graf von Gallenberg, einen mittelmäßig begabten Balletmusikkomponisten und zog mit ihm nach Italien). Beethovens späteres Faktotum, Anton Schindler, bewahrte (es gelang diesem ethisch etwas 'behinderten' Sekretär Beethovens, sich doch die Herausgabe von 160 von insgesamt nahezu 400 Konversationsheften abzuringen und nicht alle in einem gemütlichen Feuerchen zu verheizen) unter anderen auch jenes Konversationsheft auf, in dem er und Beethoven dieses Thema in einem Straßencafe schriftlich erörtert hatten.



 


Giulietta Giucciardi

Ganz anders verhielt es sich mit seiner Leidenschaft für Josephine von Brunsvik-Deym. Wir erinnern uns vielleicht daran, dass diese junge Dame bereits im Frühjahr 1799 von ihrer Mutter an den 49-jährigen Grafen von Deym verheiratet wurde.  Dieser starb im Jahr 1803 und hinterließ Josephine als Mutter einiger aus dieser Verbindung hervorgegangenen Kinder, die obendrein auch noch Mutterfreuden entgegensah.  Nach der Geburt ihres jüngsten Kindes aus dieser Ehe erlitt sie einen Nervenzusammenbruch.  Beethovens fast tägliche Besuche und sein Klavierspiel trösteten sie wohl sehr, so dass sie langsam genaß.  Während ihre Freundschaft und Dankbarkeit Beethoven gegenüber eindeutig ist, entwickelte sich in bezug auf seine Liebe für sie die Einstellung, dass Josephine diese nicht unbedingt teilte.   Daher wissen wir nicht mit Sicherheit, ob sie seine Gefühle erwiderte oder ob sie diese wirklich vom selben Standpunkt aus ablehnte wie ihre adelsstolze Familie.  Ihre Schwestern Therese und Charlotte gingen in ihrer Korrespondenz einige Male darauf ein, wobei Therese einmal zum Ausdruck brachte, dass Josephine den Mut haben müsse, nein zu sagen.  Ein später gefundener Briefentwurf Josephines enthält einige der Gründe, die sie in ihrer Zurückweisung von Beethovens Liebe vorgebracht haben mag.  Darin versuchte sie zum Ausdruck zu bringen, dass sie als Witwe und Mutter mehrerer Kinder sich an einen Keuschheitseid gebunden fühlte.  Auch Barry Cooper erwähnt als wesentlichen Grund für Josephines Ablehnung von Beethovens Werbung um sie "the laws and customs of the time, which made it exceedingly difficult for a noblewoman to marry a commoner, especially if she had children. . . .  Were she to marry Beethoven, she would lose her title and, far worse, the guardianship of her children, whose future would be unsure and unsafe, since Beethoven would hot have been granted the guadianship" (Cooper: 147, sich auf Tellenbach, 'Psychoanalsysis', 125 berufend; er weist hier auf die Gesetze und Bräuche der damaligen Zeit hin, die es einer Adeligen der damaligen Zeit sehr schwer machte, einen "Gemeinen" zu heiraten, besonders, wenn sie Kinder hatte. Falls also Josephine Beethoven geheiratet hätte, hätte sie ihren Adelstitel und, was weit schlimmer gewesen wäre, das Sorgerecht über ihre Kinder verloren, deren Zukunft sich dann als sehr unsicher gestaltet hätte, da Beethoven das Sorgerecht nicht erteilt worden wäre).]  In den Jahren 1805 - 1808 schien Beethoven sich zumindest nach aussen hin damit abzufinden, seine Leidenschaft für Josephine aufzugeben, während er in seinem letzten Schreiben aus dem Jahr 1808 an Josephine schrieb, dass er ihr immer ergeben bleiben werde.

Während dieser erfolglosen Entwicklung in seinem Privatleben erlebte jedoch Beethovens künstlerische Entwicklung den Auf- und Umschwung, der vor allem in seiner dritten Symphonie, der sogenannten Eroica ihren Ausdruck fand und der Beethovens Schaffen mehr oder weniger abrupt aus der klassichen, ersten Schaffensperiode in die sogenannte zweite, heroische Schaffensperiode überleitete.  [In bezug auf diese Entwicklung warnt Barry Cooper und weist darauf hin, dass dies eine "oversimplification" sei,  "and the idea is now frequently challenged.  But it is undeniable that there was in a short space of time a dramatic change in his style, both in terms of new genres and new approaches to old ones, and the notion that this change marked in broad terms the beginning of the second great period of his oeuvre is likely to survive" (Cooper: 123; Cooper weist hier darauf hin, dass es sich hier wohl um eine zu starke Vereinfachung handele und dass dieses Konzept in jüngster Zeit des öfteren angefochten worden sei, dass aber nicht geleugnet werden könne, dass sich in Beethovens Schaffen dieser Zeit innerhalb eines kurzen Zeitraums eine dramatische Veränderung seines Stils, sowohl im Hinblick auf neue Kompositionsgattungen und neue Ansätze zu alten Kompositionsgattungen, ergeben habe, und dass die Bezeichnung dieses Umbruchs als des "Anfangs der zweiten grossen Schaffensperiode" überleben werde, ).]   Hier brauchen wir nicht in besonderer Weise auf Beethovens ursprüngliche Widmung dieses Werks an Napoleon Bonaparte und auf seine spätere Meinungsänderung dazu eingehen, als sich dieser 1804 in Rom selbst die Kaiserkrone aufsetzte.  Diese Jahre sahen jedoch auch die von vielen künstlerischen "Geburtswehen" begleitete Entstehung seiner einzigen Oper, Fidelio, nach einem französischen Text von J.N. Bouilly.

J.N. Bouillys Geschichte stützte sich auf eine wahre Begebenheit aus der Zeit der französischen Revolution, nach der eine mutige junge Frau ihren Gatten aus dem Gefängnis befreite, in dem sie in dieses in männlicher Verkleidung eindrang. Beethovens mehr als dreissig Jahre währende Faszination mit Schillers Ode an die Freude fand auch im Schlußchor dieser Oper in den Worten "Wer ein holdes Weib errungen" ihren Ausdruck.  Die nicht sehr erfolgreiche Uraufführung dieses Werks fand im Herbst 1805 in einem halb leeren, nur von französischen Besatzungssoldaten und engten Freunden besuchten Theater statt.  In einer erschöpfenden Soiree im Hause Fürst Lichnowskys willigte Beethoven nach langem Zögern in eine Revision ein.  Das Frühjahr 1806 sah dann die erfolgreichere zweimalige Aufführung dieser Revision, die jedoch auch in dieser neuen Form das Publikum noch nicht so fesselte, wie die letzte Revision von 1814.

Beethovens Besuch des von Brunsvik'schen Guts Martonvasar im Sommer 1806 ist aller Wahrscheinlichkeit nach ebenso ein Produkt der Fantasie wie die angeblichen Tagebuchnotizen Therese von Brunsviks, denen zufolge dort eine heimliche Verlobung zwischen ihr und Beethoven stattgefunden haben soll.

Im Spätsommer und Herbst dieses Jahres besuchte Beethoven jedoch sicher Fürst Lichnowsky auf seinem Gut Grätz bei Troppau in Schlesien.  Dort soll Lichnowsky Beethoven gebeten haben, für die anwesenden französischen Offiziere zu spielen.  Beethoven soll dies sofort brüsk abgelehnt haben, seine Sachen gepackt und Grätz verlassen haben.  Er soll sich zu Fuss im Regen ins nächste Dorf begeben haben und dort die Kutsche nach Wien genommen haben. [In bezug darauf erwähnt Cooper, dass Beethovens Appassionata-Manuskript auf dieser dreitägigen Reise durch den Regen Wasserschäden erlitten habe  (Cooper: 159).]  In Wien angekommen, soll er dann Fürst Lichnowskys Büste zertrümmert haben.

So charakteristisch dieser Zwischenfall auch für Beethoven ist und so sehr er auch Zeugnis ablegen mag für Beethovens Temperamentsausbrüche, hatte er doch auch noch wichtigere Folgen.  Dieser Streit mit Lichnowsky kann nämlich dazu geführt haben, dass Beethoven seine jährliche "Rente" von 600 Wiener Gulden verlor.  Dieser mögliche Verlust würde sich auch mit seinen finanziellen Schwierigkeiten der Jahre 1806 - 1809 decken, und das trotz seiner Komposition vieler erstaunlicher Werke, die er dem Wiener Publikum in seinen Akademiekonzerten vorstellte.

Eine weitere Frage, die sich Beethovenfreunde vielleicht stellen mögen ist die, welches Schicksal das sogenannte Schuppanzigh Quartett  ereilte, das sich meistens bei Fürst Lichnowsky zur Einübung und Aufführung Haydn'scher und Beethoven'scher Quartette traf.  Hierzu ist zu berichten, dass Fürst Razumovsky Beethoven seinen Palast dafür zur Verfügung stellte. 

Die Jahre 1807 - 1808 sahen die Fertigstellung der Fünften und Sechsten Symphonie, während Beethoven in der Erdödy-Familie eine weitere Wiener "Ersatzfamilie" fand.  Zu dieser Zeit wurde auch Erzherzog Rudolph von Österreich Beethovens Klavier- und Kompsoitionsschüler.

Wie Maynard Solomon berichtet, war Beethoven am 27. März 1808 zugegen, als Haydn im letzten der sogenannten Liebhaberkonzerte anlässlich seines am 31. März zu feiernden 76. Geburtstags geehrt wurde.  Von Beethoven hieß es,  schreibt Solomon, "that Beethoven knelt down before Haydn and fervently kissed the hands and forehead of his old teacher" (Solomon: 76; demnach soll Beethoven vor Haydn gekniet sein und seinem alten Lehrer die Hände und Stirn geküsst haben).

Trotz seines Akademiekonzerts vom 22. Dezember 1808 im Theater an der Wien, in dem seine Fünfte und Sechste Symphonie, op. 67 und op. 68 und die Chorfantasie, op. 80 zur Uraufführung gelangten, war Beethoven zu dieser Zeit geneigt, den Antrag des Königs von Westfalen (Jerome Bonapartes, des Bruders Napoleons) eines Kapellmeisterpostens in Kassel für ein Jahresgehalt von 600 Dukaten anzunehmen.

Mit der Untestützung durch Gräfin Erdödy und Baron Ignaz von Gleichenstein wurde im Frühjahr 1809 ein Vertrag zwischen Beethoven und dreien seiner Gönner, Erzherzog Rudolph, Fürst Kinsky und Fürst Lobkowitz für ein Jahresgehalt von 4000 Wiener Gulden abgeschlossen.  





Erzherzog Rudolph


Fürst Kinsky


Fürst Lobkowitz



Ein Streit in einer Dienstbotenangelegenheit mag zwischen Beethoven und Gräfin Erdödy zu einer vorübergehenden Verstimmung geführt haben.  Aufgrund der drohenden Besetzung Wiens durch die französischen Truppen verließ der Wiener Adel im Frühjahr die Stadt.

Während der Besetzung Wiens (Haydn starb Ende Mai) soll Beethoven sich vor dem schlimmsten Lärm der Angriffe im Keller des Hauses seines Bruders Caspar Carl durch Kissen auf seinen Ohren geschützt haben.

Als das Schlimmste vorüber war, ließ sich Beethoven im Winter 1809/1810 von Baron Ignaz von Gleichenstein in einen neuen Bekanntenkreis einführen, nämlich in den der Malfattis.  Beethoven soll sich dort in die achtzehnjährige Therese von Malfatti verliebt haben und soll ihr, laut Wegelers Bericht von Beethovens Bitte des Frühjahrs 1810 an ihn, im seinen Taufschein zu besorgen, auch einen Heiratsantrag gemacht haben.  Wie jedoch Stephan von Breuning später an Wegeler schrieb, seien diese Pläne dann aber ins Wasser gefallen.

Ein bis heute noch nicht gelöstes Rätsel, aber auch uns bereits bekanntere Ereignisse kennzeichnen Beethovens Schicksal der Jahre 1810 - 1812:  Seine Freundschaft mit der Brentano-Familie, seine Beziehung zur Unsterblichen Geliebten seines berühmten Briefs an sie vom Juli 1812 (aufgrund seiner Forschungsergebnisse sieht Solomon diese in Antonie Brentano, während Kaznelson, Harry Goldschmidt und Marie-Elisabeth Tellenbach ihr in der Gestalt Josephine von Brunsviks auf der Spur zu sein glauben, und Gail S. Altman sieht in ihr Gräfin Erdödy), seinen Verzicht auf ein Glück an der Seite der uns noch Unbekannten, seine Aufenthalte in Teplitz im Sommer 1811 und im Sommer 1812, wo er beide Male mit interessanten Künstlern und beim zweiten Aufenthalt mit Goethe zusammentraf, seine Rückkehr nach Teplitz Anfang September,  (von Ende Juli bis Anfang September hatte er sich in Karlsbad in Gesellschaft der Brentanos aufgehalten), seinen angegriffenen Gesundheitszustand, in dem er durch die angenheme Gesellschaft Amalie Sebalds etwas Trost und Linderung fand, seine Weiterreise nach Linz und seine dortige Einmischung in die Angelegenheiten seines Bruders Johann, dessen Zusammenleben mit seiner späteren Frau Therese er zu vereiteln suchte, und schliesslich seine Rückkehr nach Wien in einem Zustand, den zumindest Solomon bereits als einen Zustand der Trauer um den Verlust seiner (in jedem Falle verheirateten) Unsterblichen Geliebten betrachtet.

Das Jahr 1813 sah dann auf alle Fälle seine Trauer um den Verlust dieser Frau.  In diesem Zusammenhang verweist Solomon auf Beethovens häufigeres Erwähnen sogenannter "Festungen" in seiner Korrespondenz mit Baron Zmeskall (hier sollte auf der einen Seite darauf hingewiesen werden, dass die Übersetzung dieses Texts in die englische Sprache viele Probleme aufwirft und leicht zu Missverständnissen führen kann; Beethoven trug dazu durch seinen etwas "unkonventionellen" Satzzeichengebrauch selbst bei).   Solomon weist auch auf die Möglichkeit hin, dass die aus der Beethoventradition allgemein bekannte Geschichte, nach der  Beethoven auf Gräfin Erdödys Anwesen für drei Tage lang vermisst gewesen sein soll, als er dort im Park angeblich den Hungertod suchen wollte, während Cooper dafür wiederum keine überzeugende Basis findet.

Im Frühjahr 1813 machte Beethovens Bruder seine erste lebensbedrohliche Bekanntschaft mit der Schwindsucht (Tuberkulose).  Als es für ihn am schlimmsten aussah, unterzeichnete er eine Erklärung, nach der er seinen Bruder Ludwig als Vormund seines Sohnes Carl nach seinem Tod einsetzte.  Beethovens eigene finanzielle Lage hatte sich durch den Unfalltod Fürst Kinskys im Jahr 1812, aber auch durch die Geldentwertung und die Unwilligkeit der Kinsky'schen Erben, ihren Verpflichtungen Beethoven gegenüber nachzukommen, sehr verschlechtert (Thayer: 552).

Ob nun die Streichers, wie dies noch in Thayer-Forbes berichtet wird, Beethoven im Sommer 1813 in einem bedauernswerten Zustand fanden und ob nun Nanette Streicher es auf sich nahm, seine Garderobe und seinen heruntergekommenen Zustand verbessern zu helfen und sich bereits dann um seinen Haushalt zu kümmern, und ob nun die Streichers Beethoven auch dazu ermunterten, etwas Geld für seine eigene Zukunft zur Seite zu legen, kann weder bestätigt noch widerlegt werden.  Falls wir es vorziehen, in diesem Punkt Thayer-Forbes zu folgen, dann hätten wir auch Grund zu der Annahme, dass Beethoven dies erlaubt hätte, seine Energien in diese Richtung zu entwickeln, und es würde uns dann auch nicht überraschen, dass er sich durch den Einfall des "Musikmechanikers" Johann Nepomuk Mälzel (der das Metronom erfunden hatte und ein neues und verbessertes Panharmonikum entwickelt hatte und für Beethoven auch einige zumindest anfänglich sehr wirkungsvolle "Hörgeräte" gebaut hatte), eine Schlachtsymphonie zur Feier des Sieges über Napoleon Bonaparte am 21. Juli 1813 in Vittoria, Spanien, zu schreiben, "inspirieren" ließ. Die ersten Aufführungen der Orchesterversion fanden am 8. und 12. Dezember in Form der Benefitzveranstaltungen für die österreichischen und bayerischen Kriegsveteranen im Saal der Wiener Universität statt, bei denen auch die Siebte Symphonie aufgeführt wurde.  Diese Konzerte waren ein durchschlagender Erfolg und zementierten Beethovens Popularität als Komponist.  Für Mozartfreunde mag es vielleicht interessant sein zu erfahren, dass Antonio Salieri bei diesen Veranstaltungen die rhythmischen Instrumente überwachte.  Im Jahr 1814 konnten jedoch Beethovens und Mälzels Pläne, mit diesem Werk auf große Tournee zu gehen, nicht verwirklicht werden.  Sie zerstritten sich in bezug auf die Urheberrechtsfrage, und dieser Streit führte zu einer sich lange hinziehenden Gerichtsverhandlung, die erst später gütlich geregelt werden konnte.

Beethovens neugewonnene Populatirät führte einerseits zu weiteren erfolgreichen Aufführungen dieses mittlerweile fast vergessenen Gelegenheitswerks auf Benefitzveranstaltungen, aber auch auf Veranstaltungen zu Beethovens eigenen Gunsten.  Seine Popularität führte auch dazu, dass die Direktion der kaiserlichen Oper seine Oper Fidelio für ihre eigenen Benefizveranstaltungen wählte.  Beethoven und der Theaterdichter Treitschke überarbeiteten das Werk gründlich, und eine neue Ouvertüre sollte auch zur Aufführung gelangen. Beethoven hatte zwar damit begonnen, konnte sie aber nicht rechtzeitig fertigstellen.  Noch am Morgen der letzten Probe (abends war die Uraufführung!) traf Beethoven nicht rechtzeitig im Theater ein.  Als man ihn aus seiner Wohnung holte, fand man ihn dort noch in tiefem Schlaf.  Die Blätter der halbfertigen Partitur waren am Boden verstreut, und auf seinem Nachttisch stand ein Glas Wein, in das er ein Bisquit getaucht hatte...



 



Beethoven im Jahr 1814

Die Oper wurde 1814 sechzehn Mal aufgeführt und trug auch zu seinem Erfolg als Komponist bei.  Was er jedoch durch diese Erfolge an finanziellem Gewinn einstreichen konnte, legte er beiseite.  Er kaufte sich davon Aktien, deren Einlösung zu seinem persönlichen Gebrauch er sich bald aus bestimmten Gründen nicht mehr erlauben wollte.

Der Wiener Kongress brachte viele Herrscher Europas nach Wien.  Im Razumovsky-Palast "inspizierten" sie auch Beethoven, der sich nach eigenen späteren Aussagen dabei sehr tapfer gehalten hatte.  Am 30. Dezember 1814 brannte dieser Palast ab.  Daher verkehrte Beethoven mit dem Adel für die restliche Dauer des Kongresses im Jahr 1815 in den Gemächern von Erzherzog Rudolph.

Das Jahr 1815 sah auch die Erneuerung seiner Freundschaft mit Gräfin Erdödy, in deren Gesellschaft er im Sommer auf ihrem Landgut Jedlersee viele Stunden verbrachte.  Sie verkaufte ihr Gut im Oktober 1815 und verließ Wien.  In seinem Brief an sie vom 19. Oktober drückte Beethoven seine Besorgnis über ihre allein gefassten Reisepläne aus.  Er befürchtete, dass sich ihre Gesundheit dadurch verschlechtern würde.  Anstatt jedoch in dieser Art weiterzujammern, versuchte er sich und sie mit diesen Worten zu trösten:

"Wir Sterblichen, mit unsterblichem Geist ausgestattet, sind nur für Leiden und Freuden geboren, und man könnte fast sagen, dass die Ausgezeichnetsten Freude durch Leiden erhalten."

Am 15. November 1815 erlag Carl van Beethoven seinem Lungenleiden.  Der Verstorbene hatte während seiner letzten Tage Beethoven zusammen mit seiner Gattin Johanna als Vormund seines neunjährigen Sohnes Carl eingesetzt.  Was dies für Beethoven bedeuten sollte, erkunden wir im nächsten Abschnitt.