Richard Wagner
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1813
22. Mai: Geburt in Leipzig auf dem Brühl im Haus zum "Rot und
Weißen Löwen". Eltern: Carl Friedrich Wilhelm Wagner
(1770 - 1813), "Erster Aktuarius im
Kgl. Polizeyamte" und Johanna Rosine Pätz (1774 - 1848, Bäckerstochter).
16. August: Taufe in der Thomaskirche; 23. November: Tod des Vaters
(an Typhus, durch die "Völkerschlacht" gegen
Napoleon [16.-19.10.] ausgebrochen).
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Johanna Rosine Wagner
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Ludwig Geyer
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1814
28. August: Heirat Johanna Rosine Wagners mit
dem Maler und Schauspieler Ludwig Geyer (1779 - 1821), einem Freund
der Familie. (Geyers Vaterschaft Wagners ist nicht auszuschließen.)
Übersiedlung nach Dresden an den Wirkungsort Geyers am Hoftheater.
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1817
Wagner als Schüler des königlichen Vizehofkantors Carl Fr. Schmidt. Geyer will ihn
zum Maler ausbilden lassen.
1820
Richard Wagner in Pflege bei Pfarrer Wetzel in Possendorf.
1821
Ludwig Geyer stirbt am 30. September in Dresden. Im Oktober nimmt Geyers Bruder Carl Fr. W.
Geyer aus Eisleben Wagner zu sich.
1822
Dezember: Unter dem Namen Wilhelm Richard Geyer wird Wagner Schüler der Dresdner Kreuzschule.
Der erste kurze und unregelmäßige Klavierunterricht findet statt. Wagner wird mit
Webers "Freischütz" bekannt. |
Die Dresdner Kreuzschule
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1826
Übersetzung einiger Gesänge der Odyssee, episches Gedicht "Die Schlacht am Parnassos" (alles
verschollen). Berufswunsch: Schriftsteller.
1827
Konfirmation in der Dresdener Kreuzkirche, noch unter dem Namen Geyer. Übersiedlung nach Leipzig
am Jahresende.
1828
Januar: Wechsel in die Leipziger Nicolaischule.
Verfassung des Trauerspiels Leubald und Adelaide. Studium von Johann Bernhard
Logiers Kompositionslehre zur Aneignung der technischen
Kenntnisse, um das Werk zu vertonen.
Herbst: Geheimer Unterricht in Harmonielehre bei Gottlieb Müller, einem Komponisten
und Gewandhausorchestermitglied. Tiefe Eindrücke durch die Werke Mozarts und Beethovens.
1829
April: Wagner sieht Wilhelmine Schröder-Devrient als "Leonore" in Beethovens "Fidelio".
Sommer: Er unterbricht den Unterricht bei Müller, Eigenstudien. Kompositionen: Zwei Sonaten,
ein Streichquartett, u.a. (alles verschollen).
Die Leipziger Thomasschule
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1830
Abschrift und Klavierauszug von Beethovens Neunter Symphonie. Juni: Übertritt in die
Thomasschule. Sommer: Vorübergehender Violinunterricht bei Robert Slipp, einem
Gewandhausgeiger. Kompositionen: Ouvertüre B-Dur, Ouvertüre zu Schillers
"Braut von Messina", Ouvertüre C-Dur (alles verschollen). 24. Dezember:
Aufführung der B-Dur-Ouvertüre im Leipziger Theater, ohne Nennung seines Namens.
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1831
Februar: Wagner geht ohne Abschluß von der Thomasschule ab und tritt am 23. Februar
als Musikstudent in die Leipziger Universität ein. Auch schließt er sich der
schlagenden Verbindung "Saxonia" an. |

Die Universität Leipzig
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Kompositionen: "Sieben Kompositionen zu
Goethes Faust". Sonate B-dur für Klavier zu vier Händen und Instrumentation der Sonate.
Herbst: Er wird Schüler des Thomaskantors Christian Theodor Weinlig. Weitere
Kompositionen: Konzertouvertüre d-moll, Klaviersonate B-dur, Klavierfantasie fis-moll,
Polonaise D-dur. Am 25. Dezember wird die Konzertouvertüre d-moll im Leipziger Theater
aufgeführt.
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Das Gewandhaus in Leipzig
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1832
Komposition einer Klaviersonate A-dur, einer Szene und Arie für Sopran, einer Ouvertüre
zu Raupachs "König Enzio" (das Drama wurde im Leipziger Theater uraufgeführt) und einer
Konzertouvertüre C-dur. Februar: Die Konzertouvertüre in d-moll wird im Gewandhaus
aufgeführt. Wagner komponiert eine Symphonie C-dur und beendigt seinen Unterricht bei
Weinlig. Sommer: Reise nach Wien. Herbst: Wagner hält sich bei Freunden in Pravonin
bei Prag auf. Verfassung des ersten Operntextbuches, Die Hochzeit und Beginn der
Komposition. 5. Dezember: Das angefangene Werk gefällt seiner Schwester Rosalie nicht,
sodaß er alles dazu vernichtet.
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1833
Wagner schreibt sein zweites Textbuch: das zur romantischen Oper Die Feen (nach
Carlo Gozzis "La donna serpente") und wird mit Heinrich Laube bekannt. Am 10.
Januar wird die C-dur-Symphonie im Gewandhaus aufgeführt. Im Februar besucht Wagner
seinen Bruder Albert, einen Sänger am Würzburger Theater und erhält durch ihn dort
für ein Jahr den Posten eines Choreinstudierers. Er beginnt auch mit der Komposition
der Feen. September: Er schreibt eine Einlegearie zu Marschners Oper "Der Vampyr"
(für seinen Bruder). Im Herbst werden einige Nummern aus den Feen in Würzburg in
einem Konzert aufgeführt. |
 Textbuch zu den "Feen"
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Minna Planer
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1834
Januar: Abschluß der Feen und Rückkehr nach Leipzig am
21.1. Vergeblicher Versuch, die Feen zur Aufführung zu
bringen. Gastspiel von Wilhelmine Schröder-Devrient als
Romeo in Bellinis Oper "I Capuleti e i Montecchi". 10. Juni: Wagners
Aufsatz Die Deutsche Oper erscheint in Laubes Zeitung für die elegante Welt.
Juni/Juli: Aufenthalt in Teplitz, Entwurf zur
komischen Oper Das Liebesverbot nach Shakespeares "Maß für Maß".
Ende Juli: Wagner wird Musikdirektor der Bethmannschen Schauspiel- und
Operntruppe in Magdeburg. Debüt mit Mozarts "Don Giovanni" in
Lauchstädt. Erste Bekanntschaft mit der Schauspielerin Minna
Planer. August-September: Entwurf einer Symphonie E-dur, Abbruch im 2.
Satz. Herbst: Textbuch zum Liebesverbot. Oktober:
Aufnahme der Tätigkeit als Musikdirektor am Mageburger Theater. Dezember:
Komposition des Festspiels Beim Antritt des neuen Jahres. |
1835
Januar: Komposition der Ouvertüre zum
Schauspiel "Christoph Columbus" (von Wagners Freund Theodor Apel, zur Aufführung des Werks
am Magdeburger Theater). Beginn der Komposition des Liebesverbots am 23. Januar.
Sommer: Aufenthalt in Böhmen und Süddeutschland zur Suche von Sängern für das Magdeburger
Theater, mit erstem Besuch in Bayreuth. Beginn der Notizen zu Wagners Autobiografie.
1836
Abschluß der Partitur des Liebesverbots. 29. März: Uraufführung unter Wagners
Leitung. (Unzulängliche Einstudierung; zweite Vorstellung abgebrochen aufgrund einer
Schlägerei zwischen den Darstellern; keine weiteren Vorstellungen). Auflösung der
Bethmann'schen Truppe. Mai: Wagner in Berlin zu Verhandlungen bezüglich der Aufführung
des Liebesverbots am Königstädter Theater, ohne Erfolg. Dort auch Komposition der
Ouvertüre Polonia zur nachträglichen Huldigung des polnischen Freiheitskampfes von
1830/31. Juli: Wagner in Königsberg, da Minna Planer dort engagiert ist. Gastdirigate,
aber keine Anstellung. Sommer: Prosaentwurf zur Oper "Die hohe Braut", Versand desselben
an Eugene Scribe in der Hoffnung auf Aufführung an der Pariser "Grande Opera".
24. November: Kirchliche Trauung mit Minna Planer in Königsberg-Tragheim.
1837
Komposition der Ouvertüre Rule Britannia zum
gleichnamigen englischen Nationallied. 1. April: Wagner wird
Musikdirektor des Königsberger Theaters. Textbuch und Beginn der
komischen Oper Die Lustige Bärenfamilie (nach 1001 Nacht, vielleicht
auch erst 1838 in Riga). 31. Mai: Mit einem Kaufmann namens
Dietrich reist Minna heimlich nach Dresden. Wagner reist ihr nach.
Minna verläßt in jedoch nochmals und kehrt erst im Oktober zu ihm zurück.
Juni: Vertragsabschluß zur Anstellung in Riga als Musikdirektor, in
Berlin. Während seines Dresdner Aufenthalts auf der Suche nach Minna
auch Lektüre von Bulwers Roman "Rienzi - the Last of the Roman
Tribunes". Ende Juli: Wagners Prosaentwurf dazu. Reise
nach Riga über die Ostsee. Weitere Kompositionen: Einlegearien zu
den Opern "Marie, Max und Michel" von K.L. Blum und "Die
Schweizerfamilie" von Jos. Fr. Weigl., und Nicolay, eine
Volkshymne als Huldigung für den russischen Zaren.
1838
Anfang August: Abschluß des Textbuchs zu Rienzi.
7. August: Kompositionsbeginn am Rienzi. 15.
November: erstes Konzert einer neuen Konzertreihe. In dieser
bringt Wagner bis zum Mai 1839 Beethovens Symphonien Nr. 3 bis 8,
Orchesterwerke von Mozart, Weber, Cherubini, Mendelssohn, aber auch eigene
Kompositionen.
1839
März: Wagner verliert seinen Posten. April: Minna verdient den Lebensunterhalt
für beide durch Gastspiele am Theater. Juni: Wagner nimmt Unterricht in der
französischen Sprache. Übersetzung des Rienzi-Texts ins Französische.
10. Juli: Wagner bricht nach Paris auf. Minna erleidet eine Fehlgeburt durch einen
Reiseunfall. Abenteuerliche Fortsetzung der Reise an Bord des Segelschiffs "Thetis"
von Pilla nach Sandwiken (Norwegen) und London, vom 19. Juli bis 12. August.
Weiterreise über den Kanal nach Boulogne-sur-Mer. Wagner sucht dort Giacomo Meyerbeer
auf. 12. September: Beendigung der Partitur des 2. Rienzi-Akts, 16. und
17. September: Reise nach Paris. Vergebliche Versuche, Fuß zu fassen, trotz der
Protektion durch Meyerbeer. Komposition von Liedern zu französischen Texten (z.B.
Dors mon enfant, Attente, Les deux grenadiers, Adieux de Marie Stuart), um durch
deren Widmung an berühmte Sänger sich deren Gunst zu erwerben. Komposition einer
Einlegeearie zu Bellinis "Norma" (für den Sänger Lablache). Übersetzung des
Liebesverbots ins Französische für eine evtl. Aufführung am Renaissance-Theater.
Bekanntschaft mit Heinrich Heine, Wiedersehen mit Heinrich Laube. Anfang Dezember:
Plan einer Faust-Symphonie und Entwurf des 1. Satzes. |
 Titelseite des Liedes "Les deux
grenadiers"
nach dem Gedicht von Heinrich Heine
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1840
Partitur des 1. Satzes der Faust-Symphonie (später als Faust-Ouvertüre
bekannt). 15. Februar: Fortsetzung der Kompositionsarbeit am Rienzi
(3. Akt). März: Das Renaissance-Theater nimmt das Liebesverbot
an, macht aber im April bankrott. Prosaentwurf zum Fliegenden
Holländer, Komposition von Sentas Ballade, des Liedes der norwegischen
Matrosen und des Liedes der Mannschaft des Holländers. Keine Vorführung
der Stücke in der Hoffnung auf einen Auftrag der "Grande Opera" kommt
zustande. Erstes Zusammentreffen mit Franz Liszt. 12. Juli:
Die "Revue et Gazette musicale" bringt Wagners Aufsatz Über
deutsche Musik. 19, November: Beendigung der Partitur des Rienzi.
Zur Sicherung des Lebensunterhaltes übernimmt Wagner Korrektur- und
Arrangierarbeiten für den Verleger Maurice Schlesinger. Dezember:
Gesuch an den König von Sachsen zur Annahme von Rienzis Aufführung am
Dresdner Hoftheater.
1841
4. Februar:
Die "Columbus"-Ouvertüre wird erfolglos aufgeführt. Berichte
aus Paris für die Dresdner "Abend-Zeitung". 29. April:
Umzug Wagners nach Meudon bei Paris. Mai: Textbuch zum Fliegenden
Holländer. Juni: Annahme Rienzis in Dresden. 2.
Juli: Verkauf des Holländer-Entwurfs an die Grande Opera (zur
Komposition durch Louis Dietsch). Juli bis November: Komposition des
Fliegenden Holländers. 30. Oktober: Rückkehr nach
Paris. Jahresende: Entwurf zur Hohenstaufenoper über Manfred, den
Sohn Friedrich II., Die Sarazenin.
 Theaterzettel der
Aufführung in Dresden am 20.10. 1842 | |
1842
5. März: Abschluß des Prosaentwurfs zur Oper nach E.T.A. Hoffmans "Die Bergwerke
von Falun". 7. April: Abreise aus Paris, Rückkehr nach Deutschland, um der
Urauffürung von Rienzi beizuwohnen. Juni: Aufenthalt in Teplitz.
Zwei Prosaentwürfe zum Tannhäuser. 20. Oktober: Uraufführung des Rienzi
in Dresden. Dirigent: Carl Gottlieb Reißiger; Adriano: Wilhelmine Schröder-
Devrient. Rienzi: Joseph Tichatschek. |
1843
2. Januar: Uraufführung des Fliegenden Holländers am Dresdner Hoftheater.
Dirigent: Richard Wagner; Senta: Wilhelmine Schröder-Devrient.
Aufnahme eines Darlehens von 1000 Talern, um Gläubiger aus der Magdeburger Zeit
zu befriedigen. Februar: Wagners Autobiographische Skizze erscheint
in Laubes Zeitung für die elegante Welt. 2. Februar: Wagner zum
sächsischen Hofkapellmeister in Dresden neben C.G. Reißiger ernannt. Textbuch
zum Tannhäuser. Mai-Juni: Arbeit am Liebesmahl der Apostel.
7. Juli: Dessen Uraufführung. Juli: Aufenthalt in Teplitz. Wagner liest
Grimms "Deutsche Mythologie". Beginn der Komposition am Tannhäuser.
Oktober: Einzug in eine Wohnung in Dresden, Aufbau der eigenen Bibliothek,
viele altdeutsch-mittelalterliche Literatur enthaltend. |

Theaterzettel der
Uraufführung in Dresden am 2.1.1843.
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1844
7. Januar: Wagner dirigiert die Erstaufführung des Fliegenden Holländers
in Berlin. Zusammentreffen mit Felix Mendelssohn-Bartholdy. 21. März: Wagner
dirigiert die Erstaufführung des Rienzi in Hamburg. Kompositionsarbeit
am Tannhäuser. Zur Überführung der sterblichen Überreste Carl Maria
von Webers aus London schreibt Wagner einen Grabgesang für Männerstimmen und
eine Trauermusik für Blasinstrumente und Trommeln nach Motiven aus "Euryanthe".
Am 15. Dezember hält Wagner eine Trauerrede am in Dresden errichteten Grab von
Webers.

Wilhelmine Schröder-Devrient als Venus
und Joseph Tichatschek als Tannhäuser
im 1. Akt (Sepiazeichnung nach der Uraufführung
von F. Tischbein |
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1845
Im April beendet Wagner die Tannhäuser-Partitur.
Sommeraufenthalt in Marienbad. Im Juli beginnt er den ersten
Prosaentwurf zu den Meistersingern von Nürnberg, und zwar
als "Satyrspiel" zu "Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der
Wartburg". Prosaentwurf zu Lohengrin, den er am 3. August
beendet, gefolgt vom Textbuch zu Lohengrin. 19. Oktober:
Uraufführung des Tannhäuser in Dresden mit Wagner am
Dirigentenpult. Wilhelmine Schröder-Devrient tritt als
Venus darin auf. 17. November: Wagner liest das
Lohengrin-Textbuch im "Engelklub", einem Dresdner Literatenklub,
vor, erntet Kritik und überarbeitet dieses bis Ende November.
Dezember: In Berlin sieht Wagner Jenny Lind in "Don Giovanni" und
"Norma". |
1846
Im Februar erleidet die Tannhäuser-Ouverture im Leipziger
Gewandhaus unter der Leitung von Mendelssohn einen Mißerfolg.
Am 1. März beendet Wagner seine Denkschrift Die Königliche
Kapelle Betreffend. 5. April, Palmsonntag: Wagner
dirigiert zum erstenmal Beethovens Neunte Symphonie.
Im Frühsommer komponiert Wagner am Lohengrin. Am 16.
August läßt sich Wagner zur Bereinigung seiner Schulden aus
dem Dresdner Theaterpensionsfonds 5 000 Taler als Vorschuß
auszahlen. 31. Oktober: Prosaskizze zu einer Oper Friedrich
I.. Im Dezember bearbeitet Wagner Glucks "Iphigenie in
Aulis".
1847
22. Februar: Wagners Bearbeitung von Glucks "Iphigenie in
Aulis" wird unter seiner Leitung aufgeführt. 28.
März: Beethovens Neunte Symphonie unter der Leitung
Wagners.
Weiterarbeit am
Lohengrin.
Im September reist Wagner nach Berlin zur dortigen
Einstudierung des Rienzi, der am 24. Oktober unter
Wagners Leitung zur Aufführung kommt. Dort auch Zusammentreffen
mit Ludwig Tieck. Jahresende: Wagners Eingabe um Gehaltserhöhung
von 1 500 auf 2 000 Taler jährlich, um mit seinem Kollegen
Reißiger gleichzuziehen.
1848
9. Januar: Wagners Mutter stirbt in Leipzig. März: Wagner
führt seine eigene Bearbeitung von Palestrinas "Stabat Mater"
auf. Die Wiener Aufstände lösen Wagners eigene Äußerungen zum
Thema der Revolution aus, beginnend mit seinem Gedicht "Gruß
aus Sachsen an die Wiener", das in der "Allgemeinen Österreichischen
Zeitung" erscheint. 28. April: Die Partitur des Lohengrin
ist beendet. Anfang Mai: Entwurf zur Organisation eines deutschen
Nationaltheaters für das Königreich Sachsen. Juni: Wagner
hält im republikanischen Vaterlandsverein seine Rede: "Wie
verhalten sich republikanische Bestrebungen dem Königreiche gegenüber?"
Durch seinen Freund August Röckel lernt er den russischen Anarchisten
Bakunin kennen. Im Juli reist Wagner nach Wien und wirbt dort für seine
Theaterreformpläne und trifft auch mit Eduard Hanslick und Franz
Grillparzer zusammen. Weiteres Schaffen des Jahres: Spätsommer:
Die Nibelungen. Weltgeschichte aus der Sage. 24.
September: Konzertante Aufführung des ersten Lohengrin-Aktes
unter Wagners Leitung anläßlich der Dreihundertjahrfeier der Dresdner
Königlichen Kapelle. Herbst: Anonyme Artike für Röckels "Volksblätter".
Die Nibelungensage. Mythus. (Beendigung am 4. Oktober.)
Textbuch zur großen Heldenoper Siegfrieds Tod (vom 12. bis 28.
November). Dezember: Vorlesung von Siegrieds Tod.
1849
Wagner entwirft das Drama Jesus von Nazareth, schreibt aber auch weiter
Artikel für Röckel mit zunehmend revolutionärem Inhalt. 1. April: Neunte
Symphonie unter Wagners Dirigat. Mai: Nach dem Verfassungsbruch durch den
säschsischen König bricht der Dresdner Aufstand aus, der aber durch die zur Hilfe
gerufenen preußischen Truppen niedergeschlagen wird. Wagner ist in diesem Aufstand
dadurch beteiligt, daß er Handzettel verteilt, die das Volk zur Solidarität mit den
Aufständischen aufruft. Am 16. Mai wird eine steckbriefliche Verfolgung gegen ihn
veröffentlicht. Er entkommt in die Schweiz. Dort im Juli: Die Kunst und die
Revolution.. Anfang September übersiedelt seine Frau Minna nach Zürich zu
ihm. Dort beendigt er am 4. November Das Kunstwerk der Zukunft.
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< Steckbrief
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 Wagner, 1850 |
| 1850
15. Januar: Aufführung einer Beethoven Symphonie unter Wagners Leitung
in einem Konzert der Zürcher Allgemeinen Musikgesellschaft. Bis 1855 wird
Wagner in diesen Konzerten Werke von Beethoven, aber auch eigene Werke
dirigieren und leiten. Er schreibt auch an einem Prosaentwurf zu Wieland der
Schmied und plant, diese in Paris aufzuführen, wohin er Ende Januar abreist.
Die Monate März bis Mai sehen in Bordeaux seine Affäre mit Jessie Lausot, wonach
er im Juli nach Zürich zu Minna zurckkehrt. August: Komposition an Siegfrieds
Tod, die er in der zweiten Szene abbricht. 28. August: Uraufführung des
Lohengrin in Weimar unter Franz Liszt. Das Judentum in der Musik.
September: Wagner erwähnt die Festspielidee zum erstenmal. Oktober: Hans von
Bülow wird Wagners Schüler. Oper und Drama entsteht und wird am 15. Januar
des nächsten Jahres abgeschlossen. |
1851
Textbuch zu Der junge Siegfried, später in Siegfried umbenannt,
das Wagner am 24. Juni abschließt. Juli-August: Eine Mitteilung an meine Freunde, autobiographisches Vorwort zu einer Druckausgabe der Texte
zum Fliegenden Holländer, Tannhäuser und Lohengrin. Im
Spätherbst setzt
Julie Ritter, eine Dresdner Freundin, Wagner eine Jahresrente von 800 Talern aus, die
er bis 1859 bezieht. Im November entstehen die ersten Entwürfe zum Rheingold.
1853
Wagner bringt 50 Exemplare des Textes der Tetralogie Der Ring des Nibelungen im
Privatdruck heraus, den er Mitte Februar im Hotel Baur au Lac in Zürich an vier Abenden
liest. 18., 20. und 22. Mai: Drei Konzerte mit Auszügen aus Rienzi, Holländer,
Tannhäuser, Lohengrin unter Wagners Dirigat. Zwischen Mai und Juni entsteht die Sonate
für Mathilde Wesendonck mit dem Motto Wißt ihr wie das wird?. Im Juli reist
Wagner mit Franz Liszt und Georg Herwegh an den Vierwaltstättersee und unternimmt mit
Herwegh eine Gletschertour. Anfang September reist er nach Italien. In La Spezia entsteht
die Konzeption des Vorspiels zum Rheingold. Im Oktober reist er mit Franz Liszt
nach Paris und lernt dort Liszts Tochter Cosima kennen. Am 1. November beginnt
er mit
der Komposition des Rheingold.
1854
Für eine Konzertaufführung der Ouverture zu Glucks "Iphigenie in Aulis" schreibt Wagner
einen Konzertschluß. Die Aufführung findet am 7. März statt. Während Wagner den Sommer über
an der Partitur des Rheingold arbeitet, den er am 26. September abschließt, beginnt
er aber auch bereits am 28. Juni mit der Arbeit an der Walküre. In dieser Zeit
entwickelt sich auch seine Liebe zu Mathilde Wesendonck. Im Herbst liest Wagner,
von Herwegh darauf aufmerksam gemacht, Schopenhauers Werk "Die Welt als Wille und
Vorstellung". Lesen Sie dazu den Artikel "Biedermann
unv Visionäre: Die Rezeption von Feuerbach in Nietzsche und Wagner" von Helmut Walther. Gemäß Wagners eigener Schätzung
belaufen sich seine Schulden auf 10 000 frcs. Zu dieser Zeit entwickelt er auch seine
erste Idee zu Tristan und Isolde.
1855
Am 17. Januar beendet Wagner eine Überarbeitung der Faust-Ouvertüre. Am 20. Februar
dirigiert Wagner zum letzten Mal ein Konzert der Zürcher Allgemeinen Musikgesellschaft.
Von März bis Juni leitet Wagner in London acht Konzerte der Philharmonischen Gesellschaft
und wird im Juni von Königin Viktoria empfangen. Zusammentreffen mit Berlioz. Im Herbst
treten bei Wagner erste Anfälle von Gesichtsrose auf.
1856
Bekanntschaft mit Gottfried Keller. Wagner schließt am 23. März die Walküre-
Partitur ab. 16. Mai: Prosaskizze einer Oper nach der buddhistischen Legende Der
Sieger. Von Juni bis August unterzieht sich Wagner einer Kur der Wasserheilanstalt
in Mornex. Er ändert die bisherigen Titel von Der junge Siegfried und Siegfrieds
Tod in Siegfried und Götterdämmerung um und schreibt einen neuen,
buddhistischen Schluß zur Tetralogie. Im September beginnt er mit der Komposition des
Siegfried. Im Dezember entwirft er erste musikalische Skizzen zum Tristan.
 Mathilde Wesendonck
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1857
Wagner schreibt den Offenen Brief Über Franz Liszts Symphonische Dichtungen, die
er bei Liszts Besuch in Zürich im Herbst 1856 eingehender kennengelernt hatte. Am 28.
April bezieht Wagner das ihm von Wesendonck zur Verfügung gestellte "Asyl", ein kleines
Häuschen neben der sich gerade im Bau befindlichen Wesendonck-Villa. Mai: Erste
Parsifal-Idee. Im August unterbricht Wagner die Komposition des Siegfried,
nachdem er den 2. Akt skizzenmäßig abgeschlossen hatte. Am 18. September schließt er das
Textbuch zu Tristan und Isolde ab und beginnt mit der Komposition am 1. Oktober.
30. November: Das erste der fünf Lieder für Mathilde Wesendonck, die bis zum Mai 1858
entstehen. 23. Dezember: Das Lied Träume in einer Bearbeitung für Violine
und kleines Orchester als Geburtstagsständchen für Mathilde Wesendonck. 31. Dezember:
Wagner schließt die Skizze zur Komposition des ersten Tristan-Aktes ab, die er
Mathilde Wesendonck mit einem schwärmerischen Widmungsgedicht überreicht. |
1858
Zur Entkrampfung der Ehekrise aufgrund der sich immer deutlicher aussprechenden
Liebesbeziehung zwischen Wagner und Mathilde Wesendonck reist Wagner am 14. Januar
für einige Wochen nach Paris. Dort trifft er mit Berlioz zusammen, der ihm seine
"Trojaner" vorliest. Im April fängt Minna einen Brief Wagners an Mathilde Wesendonck
ab, der ihr als Indiz für eine ehebrecherische Beziehung gilt. Da sich die Lage
zwischen Minna Wagner und Mathilde Wesendonck immer mehr zuspitzt, gibt Wagner das
"Asyl" im August auf und trennt sich von Minna. Über Genf reist er nach Venedig und
setzt dort die Komposition des Tristan fort.
1859
Am 24. März, nach Abschluß der Partitur des 2. Tristan-Aktes verläßt Wagner
Venedig und reist nach Luzern und komponiert dort den 3. Akt von Tristan und
Isolde, den er am 6. August abschließt. Im September verkauft Wagner die Publikationsrechte
am Ring an Wesendonck für 6 000 Franken und siedelt nach Paris über, wo er wieder
mit Minna zusammenlebt. Im Dezember liegt der Konzertschluß zum Tristan-Vorspiel
vor. Für 10 000 Franken kauft der Verlag B. Schott's Söhne das Rheingold, nachdem
Wesendonck seine Rechte abtrat.
1860
Im Januar entsteht ein neuer Schluß der Holländer-Ouvertüre. Wagner dirigiert
im Italienischen Theater in Paris das erste von drei Konzerten mit eigenen Werken.
In Coburg stirbt Wilhelmine Schröder-Devrient. Im Februar finden in
Paris das zweite und dritte Konzert Wagners statt, und im März dirigiert Wagner zwei
Konzerte in Brüssel und besucht Antwerpen, die Lohengrin-Stadt. Im Juli wird
zu Wagners Gunsten eine teilweise Amnestierung erlassen, nach der Wagner Deutschland
außer Sachsen wieder betreten darf. Im September entsteht seine Schrift Zukunftsmusik,
an einen französischen Freund als Vorwort zu einer Prosaübersetzung meiner Operndichtungen
(Holländer, Tannhäuser, Lohengrin, Tristan). Unter der Protektion von Fürstin Pauline
Metternich beginnen in Paris die Proben zu Tannhäuser. Im Dezember legt Wagner
seine Partitur der neuen Venus-Szene im 1. Akt vor.
1861
Am 28. Januar schließt Wagner die Partitur des neuen Bacchanals ab. Am 13. März findet
in Paris unter dem Dirigat von Louis Dietsch die Erstaufführung des Tannhäuser
in der neuen, Pariser Fassung statt und endet in einem Skandal, der vom Jockey-Club
provoziert wird, sodaß Wagner nach der dritten Aufführung seine Partitur
zurückzieht.
Im April wird Wagner zu einer Audienz beim Großherzog Friedrich I. von Baden empfangen.
Es bestehen Pläne zur Uraufführung des Tristan in Karlsruhe. Im Mai sieht Wagner in
der Wiener Hofoper zum erstenmal seinen Lohengrin auf der Bühne und beschließt
mit Graf Lankoronsky, den Tristan in Wien aufzuführen. Im August beginnt Wagner
mit den Tristan-Proben in Wien. Das Projekt scheitert jedoch im März 1864. Minna
gegenüber bringt er schriftlich zum Ausdruck, daß er mit dem, was die Bühnen derzeitig
leisten könnten, seiner Zeit weit vorausgeeilt sei. Im November konzipiert Wagner während
einer Eisenbahnfahrt den Hauptteil des Meistersinger-Vorspiels. Am 3. Dezember liest
er in Mainz den zweiten Prosaentwurf zu dieser Oper seinem Verleger Schott vor und beginnt
danach in Paris mit dem Meistersinger-Textbuch.
1862
Am 25. Januar schließt Wagner das Textbuch zu den Meistersingern ab. Es ensteht
die erste Skizze zum Wach-auf-Chor. Im Februar verläßt Wagner Paris, liest in
Mainz bei Schott "mit virtuoser Rhetorik" die Meistersinger vor und mietet sich eine Wohnung
in Biebrich am Rhein. Minna reist ihm nach, und das Ehepaar genießt "zehn Tage der
Hölle". In den März dieses Jahres fallen Wagners Beziehungen zu Mathilde Maier und der
Schauspielerin Friederike Meyer. Die volle Amnestie zu seinen Gunsten tritt in Kraft.
Wagner beginnt mit der Komposition des Meistersinger-Vorspiels. Im Juli besuchen
ihn Cosima und Hans von Bülow in Biebrich. Bülow und Wagner studieren mit Ludwig und
Malwine Schnorr von Carolsfeld die Titelpartien des Tristan. Im September dirigiert
Wagner in Frankfurt zum erstenmal den Lohengrin selbst. Im November leitet Wagner
die Uraufführung des Meistersinger-Vorspiels im Leipziger Gewandhaus. Zusammentreffen
mit Minna. Reise mit Friedericke Meyer nach Wien, wo Eduard Hanslick sich bei einer Lesung
als "Beckmesser" karikiert fühlt. Am 26. Dezember findet in Wien das erste Konzert Wagners
im "Theater an der Wien" in der Gegenwart von Kaiserin Elisabeth von Österreich statt.
1863
Im Januar gibt Wagner sein zweites und drittes Konzert in Wien und schreibt das Vorwort zur ersten
öffentlichen Ausgabe des Ring-Texts. Februar: Konzert in Prag. Danach reist Wagner
über Biebrich, Berlin und Königsberg nach Petersburg und gibt dort im März drei Konzerte.
Bekanntschaft mit der Großfürstin Helene Pawlowa, mit Anton Rubinstein und Alexander Serow,
danach drei Konzerte in Moskau und im April zwei weitere Konzerte in Petersburg. Diese Reise
bringt ihm 7 000 Taler ein, was jedoch bereits durch Schulden und die Kosten für seine Wohnung
in Penzing bei Wien restlos aufgebraucht ist. Im Jul gibt Wagner zwei Konzerte in Budapest
und legt im Oktober seine Schrift Das Wiener Hof-Operntheater vor. Im November gibt
er je zwei Konzerte in Prag und Karlsruhe. Wagner lernt Turgenjew kennen. In Berlin schwören
Wagner und Cosima von Bülow am 28. November, "sich einzig gegenseitig anzugehören". Im Dezember
gibt Wagner Konzerte in Löwenberg und Breslau und dirigiert in Wien in einem Konzert Carl
Tausigs.
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 Cosima Liszt und ihre
Geschwister Blandine und Daniel Liszt |
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König Ludwig von Bayern
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1864
Im März dieses Jahres wird Ludwig II. mit achtzehn Jahren König von Bayern. Wagner
flieht aus Wien wegen drohender Schuldhaft. Im Mai erfährt Wagner in Stuttgart von
seiner Berufung nach München, wo ihn Ludwig II. am 4. Mai empfängt. Der junge König
tilgt Wagners Schulden und mietet für ihn ein Haus am Starnberger See, wodurch es zum
beinahe täglichen Umgang mit dem König in Schloß Berg kommt. Im Juni kommt Cosima von
Bülow mit ihren Kindern Daniela und Blandine auf einen längeren Aufenthalt zu Wagner.
Im Juli verfaßt Wagner seine Schrift Über Staat und Religion. Im August komponiert
er einen Huldigungsmarsch für König Ludwig zu dessen Geburtstag. Besuch Franz Liszts.
Im Oktober erteilt Ludwig II. den offiziellen Auftrag an Wagner, den Ring des
Nibelungen zu beenden. Wagner bezieht das Haus Briennerstr. 21 in
München.
Im November übersiedeln die von Bülows nach München. Der König beschließt, ein
monumentales Festtheater von Gottfried Semper erbauen zu lassen. Im Dezember dirigiert
Wagner die Münchner Erstaufführung des Fliegenden Holländers. Beginn der Partitur
des 2. Siegfried-Aktes. |
1865
Im Februar verlauten die ersten anonymen und öffentlichen Angriffe gegen Wagners Haltung
und Stellung zum Hof und zum König. Im März liefert Wagner seinen Bericht an Seine Majestät
König Ludwig II. von Bayern über eine in München zu errichtende deutsche Musikschule
an Ludwig II. Am 10. April wird Isolde, Wagners und Cosimas erstes Kind, geboren. Am
gleichen Tag beginnen unter Hans von Bülow die Orchesterproben zum Tristan, der
am 10. Juni unter von Bülows Dirigat uraufgeführt wird. Im Juli beginnt Wagner, Cosima
seine Autobiografie Mein Leben zu diktieren. In Dresden stirbt der erste Tristan,
Ludwig Schnorr von Carolsfeld. Im August entsteht der erste Prosaentwurf zum Parsifal,
und im September die Schrift Was ist deutsch?. Aufgrund der Auseinandersetzung zwischen
Wagner und seiner Anhängerschaft und dem bayerischen Kabinett- und Hofsekretariat muß Ludwig II.
Wagner im Dezember bitten, Bayern zu verlassen. Dieser mietet in der Nähe Genfs
das Haus "Les Artichauts".
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 Theaterzettel der
Uraufführung des Tristan in München
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1866
Im Januar reist Wagner nach Südfrankreich, während am 25. Januar Minna in Dresden stirbt.
Im März reist Cosima Wagner nach Genf nach. Es entsteht die Partitur des 1. Meistersinger-
Aktes. Im April bezieht Wagner Haus Tribschen bei Luzern, und Ludwig II. kommt für die Miete
auf. Im Mai zieht Cosima mit ihren Töchtern nach Tribschen. Ludwig II., an Abdankung denkend,
besucht Wagner in Tribschen. Im Juni bittet Hans von Bülow den König um seine Entlassung.
Im Oktober beginnt der junge Kapellmeister Hans Richter seine Tätigkeit als Sekretär und Kopist
im Zusammenhang mit der Meistersinger-Partitur bei Wagner.
1867
Am 17. Februar wird Eva, Wagners und Cosimas zweites Kind in Tribschen geboren. Zwischen März
und Juni erhält Wagner mehrere Audienzen beim König in München und auf Schloß Berg. Im Juni schließt
Wagner die Partitur zum 2. Meistersinger-Akt ab. Im September kehrt Cosima mit ihren
Töchtern nach München zurück. Am 24. Oktober ist die Meistersinger-Partitur abgeschlossen.
1868
Im März scheitert das Münchner Theaterprojekt endgültig. Im Mai schreibt Wagner seine
Erinnerungen an Ludwig Schnorr von Carolsfeld und überwacht die Meistersinger-
Proben in München. Die Uraufführung findet am 21. Juni unter dem Dirigat von Hans von
Bülow in München statt. Im Juli wird Cosima wegen ihrer Beziehung zu Wagner wiederum beim
König denunziert und reist nach Tribschen. Im August arbeitet Wagner an der Skizze zu einem
Schauspiel Luther. Im September/Oktober reisen Cosima und Wagner über den St. Gotthard
nach Oteritalien, von wo aus Cosima an Hans von Bülow schreibt, daß sie bei Wagner bleiben
wolle. Wagner unterrichtet danach König Ludwig II. über seine Beziehung zu Cosima. Im November
begegnet Wagner zum erstenmal Friedrich Nietzsche in Leipzig. Mit ihren Töchtern Isolde und Eva zieht
Cosima endgültig nach Tribschen. Nach Rossinis Tod am 13. November schreibt Wagner im Dezember
Eine Erinnerung an Rossini.
 Theaterzettel der Uraufführung
des Rheingold in München
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1869
Im Februar beendet Wagner die Partitur des 2. Siegfried-Aktes und beginnt die
Komposition des 3. Aktes. In der erscheinenden Buchausgabe von Das Judentum in der
Musik beklagt sich Wagner im Vorwort über angebliche Verfolgung durch Juden. Im
Mai wählt die Königliche Akademie der Künste in Berlin Wagner zum auswärtigen Mitglied.
Der inzwischen zum Professor für Philologie in Basel ernannte Friedrich Nietzsche
besucht Wagner zum erstenmal in Tribschen, und bis 1872 folgen weitere 22 Besuche. Im Juni wird
Wagners und Cosimas Sohn Siegfried in Tribschen geboren. Cosima schreibt am 6. Juni
in ihr Tagebuch: "Ein Sohn Richards ist der Erbe und einstige Vertreter des Vaters seiner
Kinder; er wird der Schützer und Geleiter seiner Schwestern sein." Einige Tage danach
beendet Wagner die Kompositionsskizze des 3. Siegfried-Aktes und beginnt im
August mit der Partitur. Im Juli weilt das Schriftstellerehepaar Catulle Mendes und
Judith Mendes-Gautier zu Besuch in Tribschen. Am 22. September wird in München das
Rheingold unter dem Dirigat von Franz Wüllner auf Befehl König Ludwigs II.,
der die Partitur besitzt, uraufgeführt, nachdem Wagner vergeblich versucht hatte, dies zu
verhindern. Im Oktober beginnt Wagner die Komposition der Götterdämmerung
und
schreibt Über das Dirigieren. Cosimas Tagebucheintrag vom 25. Dezember:
"Mit Professor Nietzsche Parzival gelesen, erneuerter furchtbarer Eindruck." |
1870
Im März wird Wagner, angeregt durch einen Bericht Hans Richters und
durch einen Lexikonartikel, auf die Bühne des Markgräflichen Opernhauses
in Bayreuth aufmerksam und stellt erste Überlegungen an, den Ring
dort aufzuführen. Am 26. Juni wird in München gegen Wagners Willen die
Walküre aufgeführt. Im Juli wird die Scheidung zwischen Cosima und Hans von
Bülow rechtskräftig. Am 25. August lassen sich Wagner und Cosima in der protestantischen
Kirche von Luzern trauen. Im September beendet Wagner seine "Beethoven"-Schrift.
Im Herbst komponiert er eine einsätzige Symphonie, die später als Siegfriedidyll
veröffentlicht wird. Im Dezember erscheint der 1. Band der Autobiografie im Privatdruck,
und die ersten Exemplare gehen an König Ludwig II., Franz Liszt und die Gräfin Marie von
Schleinitz. Zu Cosimas Geburtstag führt Wagner im Treppenhaus von Tribschen das
Siegfried-Idyll auf. Lesen Sie dazu Helmut Walthers Artikel
"Nietzsche und Wagner", der Ihnen auch "Hörenswertes" bietet!. |
 Cosima und Wagner, 1872
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1871
Im Februar beendet Wagner die Partitur des 3. Siegfried-Aktes. März:
Über die Bestimmung der Oper. Im April liest Nietzsche Wagner seinen
"Ursprung und Ziel der Tragödie" vor. Wagner schreibt die Abhandlung Über die Aufführung des Bühnenfestspiels
'Der Ring des Nibelungen'. Richard und Cosima reisen nach Deutschland und kommen
am 16. April nach Bayreuth, wo sich Wagner zu einem Theaterneubau entschließt. Im Mai wird
Wagner in Berlin von Bismarck empfangen und dirigiert im Opernhaus in Anwesenheit des
gesamten Hofes ein Benefiz-Konzert. Am 12. Mai kündigt er in Leipzig die ersten Festspiele an:
"Als Ort dieser Aufführungen ist Bayreuth bestimmt, als Zeit einer der Sommermonate des
Jahres 1873". Mit Karl Brandt bespricht Wagner in Darmstadt die technischen Einrichtungen
und Vorbedingungen für den Bau des Festspielhauses und die Ring-Inszenierung.
Er schreibt das Vorwort zu den Gesammelten Schriften und Dichtungen, die bis 1873
in 9 Bänden erscheinen (der 10. Band kommt 1883 heraus). Im November wird der Bayreuther
Gemeinderat ermächtigt, Wagner kostenlosen Baugrund für sein Festspielhaus zur Verfügung zu stellen.
Im Dezember legt Wagner seinen Epilogischen Bericht über die Umstände und Schicksale,
welche die Aufführung des Bühnenfestspiels 'Der Ring des Nibelungen' bis zur Veröffentlichung
der Dichtung derselben begleiteten vor und dirigiert in Mannheim zugunsten der Festspiele ein Konzert
des von Emil Heckel gegründeten ersten Wagner-Vereins.
1872
Im Januar ist Wagner von Nietzsches "Geburt der Tragödie aus dem Geist der Musik" begeistert.
Der endgültige Bauplatz für das Festspielhaus unterhalb der "Bürgerreuth" wird ausgewählt.
Danach reist Wagner über Basel, Berlin und Weimar nach Bayreuth und gründet am 1. Februar
den Verwaltungsrat der Bayreuther Festspiele mit Bürgermeister Theodor Muncker, Bankier
Friedrich Feustel und dem Advokaten Käfferlein. Im April verläßt Wagner Tribschen, und
Nietzsche besucht Tribschen zum letztenmal. Cosima folgt Wagner mit ihren Kindern nach
Bayreuth. Im Mai gibt Wagner ein Konzert im Wiener Wagner-Verein. Am 22. Mai findet in
Bayreuth die Grundsteinlegung des Festspielhauses statt. In einer Rede betont Wagner
das Provisorische und Zweckmäßige des Baus. Im Szenischen soll das Vollendetste
geboten werden. Am Nachmittag dirigiert er im Opernhaus Beethovens
Neunte Symphonie. Im September schreibt Wagner Über Schauspieler
und Sänger. Im Oktober besucht Franz Liszt Bayreuth zum erstenmal, und im
November beginnen Wagner und Cosima eine längere Reise durch Deutschland, um
Künstler auszuwählen und zu engagieren. Als Bilanz der Reise schreib Wagner
im Dezember Ein Einblick in has heutige deutsche Opernwesen.
 Wagner und Cosima
1873 mit Sohn Siegfried |
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1873
Im Januar liest Wagner in Berlin im Haus des Ministers von Schleinitz die Götterdämmerung
vor, in Anwesenheit von Moltke, Helmholtz, Adolf Menzel, Bleichröder und gibt zwei Konzerte in Hamburg.
Zwischen Februar und April gibt er Konzerte in Berlin und Köln. Im Mai schreibt er
Das Bühnenfestspielhaus zu Bayreuth. Nebst einem Berichte über die Grundsteinlegung desselben;
mit sechs architektonischen Plänen. Im Juni schickt Wagner ein Exemplar der Schrift an
Bismarck,
aber ohne die erhoffte Resonanz. Am 2. August findet das Hebefest des Festspielhauses statt.
Der ausführende Architekt ist Otto Brckwald. Im September besucht Anton Bruckner Bayreuth.
Im Oktober gerät das Festspielunternehmen in finanzielle Schwierigkeiten. Nietzsche entwirft
einen "Mahnruf an die Deutschen", der aber nicht veröffentlicht wird. Im Dezember beendet
Wagner die Partitur des 1. Aktes der
Götterdämmerung. |
 Querschnitt und Innenansicht
der Pläne zum Festspielhaus |
 Orchesterraum im Bayreuther
Festspielhaus
Orchesterraum im Schnitt
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1874
Im Februar gibt Ludwig II. einen Kredit von 100 000 Talern. Am 28. April bezieht Wagner mit
seiner Familie Haus Wahnfried, das in der Hauptsache auch durch ein Geschenk des Königs
von 25 000 Talern finanziert wird. Am 26. Juni schließt Wagner die Partitur des 2. Aktes der
Götterdämmerung ab. Am nächsten Tag beginnen die ersten Ring-Proben mit Hans
Richter und den Sängern und dauern bis Anfang September. Im November schreibt Wagner nach
einem Schaffensprozess von 26. Jahren auf die letzte Seite der Ring-Partitur:
"Vollendet in Wahnfried am 21. November 1874. Ich sage nichts weiter!! RW"
 Haus Wahnfried.
Zeitgenössischer Holzschnitt. |
 Haus Wahnfried, Bibliothek
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1875
Im März gibt Wagner zwei Konzerte in Wien und besucht ein Atelierfest von
Hans Makart. Darauf folgt ein gemeinsames Konzert mit Franz Liszt und Hans
Richter in Budapest. Im April reist er über Leipzig, Hannover und Braunschweig
nach Berlin und gibt dort zwei Konzerte und lernt auch Theodor Mommsen
kennen. Im Mai findet sein drittes Wiener Konzert statt. Im Juli und
August finden in Bayreuth Soloorchester- und Bühnenproben statt. Im November
und Dezember studiert Wagner an der Wiener Hofoper die Wiener Fassung des
Tannhäuser und Lohengrin neu ein, den Hans Richter dirigiert.
 Der Ring des
Nibelungen Das Rheingold, 1. Bild
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 Die Walküre
2. Akt, Finale
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 Siegfried
3. Akt, Brünnhildes Erweckung
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 Götterdämmerung
3. Akt: Siegfrieds Tod |
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1876
Im März dirigiert Wagner Lohengrin als Benefiz für den Chor. Zur
Feier des 100jährigen Jubliäums der amerikanischen Selbständigkeit komponiert Wagner
einen "großen Festmarsch", wofür er 5 000 Dollar erhält. In Berlin studiert
und führt Wagner den Tristan zum erstenmal auf, wonach Kaiser Wilhelm
I. verfügt, daß der Reinertrag von 5 000 Talern dem Festspielfonds überwiesen wird.
Am 3. Juni beginnen die Proben in Bayreuth. Im August besucht König Ludwig
II. die Generalprobe. Die Festspiele beginnen am 13. August mit Das
Rheingold unter Hans Richters Dirigat. Die Dekorationen stammen von
Joseph Hoffmann und den Gebrüdern Brückner, die Kostüme von Emil Doepler.
Unter den Festgästen befinden sich Kaiser Wilhelm I, Dom Pedro II. von Brasilien,
und zahlreiche Fürsten. Wagner ist trotz des äußeren Erfolges mit dem
künstlerischen Ergebnis nicht zufrieden und spricht von der "Geburt eines
gewöhnlichen Theaterkindes", das auch ein Defizit von 148 000 Mark
"einbringt". Von September bis Dezember reist er durch
Italien und besucht Verona, Venedig, Bologna, Neapel, und Sorrent (und
trifft hier zum letztenmal mit Nietzsche im Oktober zusammen), Rom, Florenz.
1877
Am. 19. April beendet Wagner das Textbuch zum Parsifal. Zusammen
mit Hans Richter gibt Wagner acht Konzerte in London, um das Festspieldefizit
zu mindern. Der dadurch erzielte Reingewinn ist nur 700 Pfund. Er wird
auch von Königin Viktoria auf Schloß Windsor emfpangen. Im September
beginnt Wagner, an der Komposition des Parsifal zu arbeiten.
Er erklärt den Abgesandten des Bayreuther Patronats, daß er seine
Werke von 1880 bis 1883 in Bayreuth aufführen wird. |
 Richard Wagner
in London, 1877 |
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1878
Im Januar erscheint die erste Ausgabe der Bayreuther Blätter,
die bis 1938 erscheinen. Der damalige Redakteur: Hans von Wolzogen.
Wagner schreibt mehrere Aufsätze für diese Zeitschrift. Er setzt
auch seine Kompositionsareit am Parsival fort. Am 25. Dezember
führt Wagner mit dem Meininger Hoforchester in Wahnfried das vorab
instrumentierte Vorspiel zum Parsifal auf.
1879
am 23. August beginnt Wagner die Niederschrift der Parsifal-
Partitur. Im Oktober wird der Philosoph Heinrich von Stein Hauslehrer
Siegfried Wagners. Im Dezember reist Wagner mit seiner Familie nach
Italien.
1880
Wagner verbringt die Monate Januar bis August in Italien (hauptsächlich
in Neapel, in der Villa Angri) und wird dort u.a. von Paul von Joukowsky
besucht, der später die Dekorationen und Kostüme für den Parsifal
entwirft, und von Engelbert Humperdinck. Bei seinem Besuch im Garten der Villa Rufolo
in Ravello am 26. Mai erlebt er diesen als "Klingsors Zaubergarten".
Im Juli beendet Wagner Religion und Kunst. Von August bis Oktober
hält sich Wagner in Siena in der Villa Torre Fiorentina auf und ist dort auch
vom Dom sehr beeindruckt, der später zum Vorbild für den Gralstempel im
Parsifal wird. Den Oktober verbringt Wagner in Venedig. Im November
hört Wagner in München den Fliegenden Holländer, Tristan
und Lohengrin und nimmt an einem Atelierfest Franz Lenbachs teil.
Für Ludwig II. allein dirigiert Wagner das Parsifal-Vorspiel.
Dies ist die letzte Begegnung mit dem König. Danach kehrt er nach
Bayreuth zurück und kündigt dort im Dezember die Festspiele für 1882
an.

Richard Wagner im Kreis der Familie und Freunde, 1881
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1881
Im Februar übernimmt Ludwig II. das Protektorat über die Festspiele.
Er verzichtet darauf, den Parsifal in München aufzuführen.
Am 25. April beendet Wagner die Partitur des 1. Parsifal-Aktes.
Im Mai führt Angelo Neumann in Anwesenheit Wagners in Berliner
Viktoria-Theater den Ring auf. Am 20. Oktober schließt
Wagner die Partitur des 2. Parsifal-Aktes ab. Im November
reist er nach Italien und hält sich in Palermo im Hotel des Palmes auf.
Im Dezember stirbt Karl Brandt. Sein Sohn Fritz Brandt übernimmt die
technischen Leitung der Festspiele. |
1882
Im Januar beendet Wagner die Parsifal-Partitur. Cosima schreibt
am 13. Januar in in ihr Tagebuch: "...bei dieser wie bei allen
Arbeiten hat er gefürchtet, durch den Tod
unterbrochen zu werden." Renoir malt Wagner. (Dazu wieder ein Zitat
aus Cosimas Tagebuch: "Von dem sehr wunderlichen, blau-rosigen Ergebnis meint Richard, es sähe aus wie der
Embryo eines Engels, als Auster von einem Epikuräer verschluckt." Im
Februar ziehen Wagners in die an der Piazza dei Porazzi gelegene Villa des Fürsten
Gagni um, und im März nach Acireale. Im April reist Wagner über Messina,
Neapel, Venedig und München nach Bayreuth. Im Mai wird die Stipendienstiftung
gegründet, und im Juli beginnen die Parsifal-Proben (am 2. 7.).
Dieser gelangt am 26. Juli zur Uraufführung, und sogar Eduard Hanslick
spricht von Wagner als dem ersten Regisseur der Welt. Es finden 16
Aufführungen statt. Unter den besuchern sind Anton Bruckner, Franz
Liszt, Gustav Mahler, Saint-Saens. Am 29. August dirigiert Wagner die
letzte Vorstellung ab der Verwandlungsmuik im 3. Aufzug. Dies ist das
einzige Mal, daß er am Bayreuther Dirigentenpult steht. Trotz des
Erfolges schreibt Cosima in ihrem Tagebuch, daß Wagner über Bayreuth
bitter klagte. Am 14. September reist Wagner zum letztenmal von Bayreuth
ab. In Vendig bezieht er mit seiner Familie den Palazzo Vendramin-Calergi.
Im November schreibt er Das Bühnenweihfestspiel in Bayreuth.
Liszt trifft zum Besuch ein. Am 24. Dezember dirigiert Wagner im
Teatro la Fenice seine Symphonie C-dur von 1832. |
 Parsifal
1. Akt, 2. Bild: Gralstempel, 1882
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 Richard Wagner
Zeichnung von Paul von Joukowsky, 10. 2. 1883.
Darunter schrieb Cosima: "R. spielend"
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1883
Liszt verläßt Venedig. Hermann Levi besucht Wagner zu
Besprechungen über die nächsten Festspiele von 1883, und am 11. Februar beginnt
Wagner den Aufsatz Über das Weibliche im Menschlichen.
Am 13. Februar erleidet Wagner einen schweren Herzanfall. Er stirbt gegen
15.30 Uhr in Cosimas Armen. -- Seine sterblichen Überreste werden nach Bayreuth
überführt und dort am 18. Februar im Garten von Wahnfried beigesetzt.
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